18.10.2024
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Niedersächsisches Oberverwaltungsgericht Beschluss16.10.2008

Versandapotheke darf Kunden die gesetzliche Zuzahlung nicht stundenVerstoß gegen Arznei­mit­tel­preis­ver­ordnung

Das Nieder­säch­sische Oberver­wal­tungs­gericht hat im Rahmen eines Eilverfahrens das von der Apothekerkammer gegen eine Versandapotheke verfügte Verbot einer Stundung der Zuzahlungen bei Arzneimitteln bestätigt. Die Stundung verstößt gegen die nach der Arznei­mit­tel­preis­ver­ordnung vorgesehene Preisbindung.

Es ist gerade Sinn der rechtlichen Vorgaben, einen Preiswettbewerb zwischen den Apotheken auszuschließen. Durch die Stundung der Zuzahlung bei gleichzeitiger Abrechnung gegenüber der Krankenkasse in der Weise, als wäre die Zuzahlung bereits vereinnahmt worden, will die Versandapotheke den Versicherten wirtschaftliche Vorteile zugute kommen lassen, die einen Bezug der verschrei­bungs­pflichtigen Medikamente bei ihr wirtschaftlich günstiger erscheinen lassen als den Bezug bei anderen Apotheken.

Durch das 2004 in Kraft getretene Gesetz zur Modernisierung der gesetzlichen Krankenversicherung ("Gesund­heits­reform 2004") wurden u. a. auch die Regelungen zur Eigen­be­tei­ligung der Versicherten verändert. Seitdem betragen die Zuzahlungen bei Arzneimitteln 10 v. H. des Abgabepreises, mindestens jedoch 5 Euro und höchstens 10 Euro. Eine Versandapotheke - der Versandhandel mit Arzneimitteln ist in Deutschland ebenfalls seit der Gesund­heits­reform 2004 möglich - hatte zunächst den Versicherten über deren Krankenkassen "Zuzah­lungs­gut­scheine" zukommen lassen und diese bei einer späteren Bestellung von verschreibungs- und damit zuzah­lungs­pflichtigen Medikamenten eingelöst. Dadurch hatte sie ihren Kunden die Eigen­be­tei­ligung ersparen wollen. Gegenüber den Krankenkassen hatte die Versandapotheke so abgerechnet, als hätte sie die Zuzahlung vereinnahmt. Die Apothekerkammer hatte diese Vorgehensweise auf arzneimittel(preis)rechtlicher Grundlage unter Anordnung der sofortigen Vollziehung (bestätigt durch Beschl. d. Nds. Oberver­wal­tungs­ge­richts v. 20. Juni 2008) untersagt. Mit der Stundung der von den Kunden zu leistenden Zuzahlungen bis Mitte 2009 hatte die Versandapotheke auf diese Entscheidung reagiert.

Quelle: ra-online, Pressemitteilung des OVG Niedersachsen vom 20.10.2008

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