15.11.2024
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Dokument-Nr. 10762

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Landesarbeitsgericht Schleswig-Holstein Urteil15.12.2010

LAG Schleswig-Holstein: Teilzeit­be­schäftigte können nicht pauschal zur Arbeit in der Nachmit­tags­schicht verpflichtet werdenArbeitgeber muss konkrete Umstände für nicht mögliches Teilzeit­ver­langen in Vormit­tags­schicht anführen und beweisen

Einem Teilzeitwunsch muss unter Umständen auch dann stattgegeben werden, wenn die gewünschte Verteilung der Arbeitszeit dazu führt, dass nicht im betrie­bs­üb­lichen Wechsel in Vormittags- und Nachmit­tags­schicht gearbeitet wird. Das hat das Landes­a­r­beits­gericht Schleswig-Holstein entschieden.

Die Arbeitnehmerin des zugrunde liegenden Streitfalls ist seit 1999 bei der Beklagten als Änderungs­schneiderin tätig. Nach der Geburt ihrer Tochter befand sie sich bis zum 16. Dezember 2010 in Elternzeit. Nachdem sie für ihr Kind für drei Tage in der Woche einen Platz in einer Kinder­ta­gesstätte von 7 Uhr bis 16 Uhr gefunden hatte, teilte sie ihrem Arbeitgeber erst ohne konkretere Angaben mündlich im August, dann mit Schreiben vom 29. September 2010 konkret mit Angabe der Stundendauer ihren Wunsch nach Teilzeit­tä­tigkeit mit. Sie wünschte unabhängig vom Samstag eine Teilzeit­tä­tigkeit von dienstags bis donnerstags von 9 Uhr bis 14.30 Uhr, da sie auf Ehemann und Verwandte nicht zurückgreifen kann. Ohne weiteres Gespräch lehnte der Arbeitgeber dieses ab mit dem Hinweis, die gewünschten Arbeitszeiten seien aus organi­sa­to­rischen Gründen so nicht möglich. Beim Arbeitgeber wird im wöchentlichen Wechsel in der Änderungs­schneiderei montags bis freitags von 9 Uhr bis 18.30 Uhr bzw. montags bis freitags von 12.15 Uhr bis 19.30 Uhr gearbeitet. Er verlangt, dass alle Beschäftigten, auch die Teilzeit­be­schäf­tigten die Nachmit­tags­schicht mit abdecken.

Klage vor dem Landes­a­r­beits­gericht erfolgreich

Das Arbeitsgericht hat den Eilantrag der Klägerin aus formalen Gründen abgewiesen, weil der schriftliche Antrag zu kurzfristig gestellt worden war. Vor dem Landes­a­r­beits­gericht hatte die Klägerin dann Erfolg.

Arbeitgeber darf Teilzeitwunsch nicht mit pauschalem Hinweis auf Schicht­a­r­beits­pflicht ablehnen

Ein zu kurzfristig gestelltes Teilzeit­ver­langen, das die in § 8 Abs. 2 TzBfG geregelte Ankün­di­gungsfrist von drei Monaten nicht wahrt, sei nicht unwirksam. Es führe nur dazu, dass nicht schon ab Ende der Elternzeit, sondern erst drei Monate nach dem Verlangen mit der Teilzeit begonnen werden könne. Der Arbeitgeber dürfe den Teilzeitwunsch aber nicht mit dem bloßen Hinweis ablehnen, in seinem Betrieb müssten alle Beschäftigten, auch die Teilzeit­be­schäf­tigten im Schichtbetrieb arbeiten und in diesem Zusammenhang die Nachmit­tags­schicht bis mindestens 18 Uhr abdecken. Er müsse vielmehr konkrete Umstände anführen und beweisen, inwiefern die gewünschte zeitliche Lage der Arbeit nicht durch zumutbare Änderung der Betriebsabläufe oder Einsatz einer in sein Schichtsystem integrierten Ersatzkraft ermöglicht werden kann.

Quelle: Landesarbeitsgericht Schleswig-Holstein/ra-online

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