21.11.2024
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Landesarbeitsgericht Schleswig-Holstein Urteil21.03.2018

Arbeitnehmer muss bei Verdachts­kün­digung ausreichende Frist zur Stellungnahme gegeben werdenVerdachts­kün­digung bei zu kurzer Anhörungsfrist rechtsunwirksam

Wer einem Arbeitnehmer gegenüber eine Kündigung aussprechen will, die nicht auf Tatsachen, sondern auf einem Verdacht beruht, kann dies bei u.a. hinreichend schwerem Verdacht rechtlich wirksam tun, muss aber den betroffenen Mitarbeiter vorher zu den Vorwürfen anhören. Dabei ist ihm angemessen Zeit für die Antwort einzuräumen. Setzt der Arbeitgeber dagegen eine zu kurze Frist und kündigt dem Arbeitnehmer nach deren Ablauf, ohne dass die Stellungnahme des Betroffenen vorliegt, so ist die Kündigung als Verdachts­kün­digung rechtsunwirksam. Dies entschied das Landes­arbeits­gericht Schleswig-Holstein.

Der als Entwick­lungs­in­genieur beschäftigte Kläger stritt sich mit seiner Arbeitgeberin, der Beklagten, schon mehrfach bis vor das Landes­a­r­beits­gericht über die Beendigung seines Arbeits­ver­hält­nisses. Im zugrunde liegenden Fall ging es neben einer Versetzung und einer Änderungs­kün­digung um eine fristlose, hilfsweise ordentliche Kündigung vom 12. August 2016, die u.a. mit dem Verdacht von Straftaten begründet wurde. Im Zuge der im Rechtsstreit ebenfalls streitigen Versetzung des Klägers aus der Entwick­lungs­ab­teilung in den Außendienst erhielt der Kläger von der Beklagten im Juni 2016 ein Laptop ausgehändigt. Er war seitdem durchgehend arbeitsunfähig erkrankt. Nachdem der Kläger größere Datenmengen über das Laptop heruntergeladen hatte, verlangte die Beklagte das Laptop heraus. Am 3. August 2016 übersandte der Kläger der Beklagten ein anderes Laptop. Ob dies versehentlich erfolgte, ist zwischen den Parteien streitig. Jedenfalls gab die Beklagte dem Kläger mit Schreiben vom 4. August 2016, in dessen Briefkasten frühestens am Abend eingegangen, Gelegenheit zur Stellungnahme bis zum 8. August 2016, 13 Uhr. Als die Frist verstrichen war, brachte die Beklagte die außer­or­dentliche Verdachtskündigung auf den Weg.

Stellung­nah­mefrist von nicht einmal zwei vollen Arbeitstagen in jeder Hinsicht unangemessen kurz

Das Landes­a­r­beits­gericht Schleswig-Holstein hielt - angesichts des Umstands, dass sich die Parteien bereits anderweitig in vertraglichen und auch gerichtlichen Ausein­an­der­set­zungen befanden, in welchen sich der Kläger stets anwaltlich vertreten ließ - die Stellung­nah­mefrist von nicht einmal zwei vollen Arbeitstagen bis Montagmittag für in jeder Hinsicht unangemessen kurz. Dies gilt umso mehr, als dass die Beklagte das Anhörungs­schreiben nicht zugleich dem Prozess­be­voll­mäch­tigten des Klägers - ggf. auch per Fax - zusandte. Außerdem wusste sie, dass der Kläger arbeitsunfähig krank war. Sie musste somit damit rechnen, dass sich dieser gerade nicht durchgängig zu Hause aufhält.

Quelle: Landesarbeitsgericht Schleswig-Holstein/ra-online

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