21.11.2024
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Schleswig-Holsteinisches Finanzgericht Urteil02.06.2017

Deutscher Staats­an­ge­höriger hat keinen Anspruch auf Kindergeld für langfristig in der Türkei lebende Kinder

Das Schleswig-Holsteinische Finanzgericht hat entschieden, dass ein deutscher Staats­an­ge­höriger keinen Anspruch auf Kindergeld hat, wenn die Kinder langfristig in der Türkei leben.

Der Kläger des zugrunde liegenden Streitfalls ist türkischer Abstammung und seit einigen Jahren deutscher Staats­an­ge­höriger. Er bezog eine Berufs­un­fä­hig­keitsrente und war in Deutschland unbeschränkt steuerpflichtig. Er erhielt für seine drei Kinder Kindergeld nach dem EStG von der Familienkasse. Im Jahre 2016 äußerte sich der Kläger in verschiedenen Schreiben dahingehend, dass er bzw. seine Kinder in die Türkei auswandern würden. Der Kläger selbst blieb im Streitzeitraum in Deutschland; es konnte im nachfolgenden Schriftverkehr jedoch nicht mehr festgestellt werden, dass auch die Kinder (noch) ihren Wohnsitz oder gewöhnlichen Aufenthalt in Deutschland hatten.

FG verneint Kinder­geldan­spruch

Das Schleswig-Holsteinische Finanzgericht stellte zunächst fest, dass dem Kläger kein Anspruch auf Kindergeld nach dem EStG zustand. Denn es war nicht hinreichend belegt, dass die Kinder im Streitzeitraum einen Wohnsitz oder gewöhnlichen Aufenthalt in einem der in § 63 EStG benannten Staaten hatten. Dabei verwies das Gericht auf die ständige Rechtsprechung des Bundes­fi­nanzhofs, wonach die Türkei nicht zu den in § 63 EStG benannten Staaten gehört.

FG bleibt auch nach Prüfung von Abkommen zwischen Deutschland und Türkei bei Verneinung des Kinder­geldan­spruchs

Außerdem verwies das Gericht darauf, dass auf Beklagtenseite nicht die für den klägerischen Wohnsitz zuständige Familienkasse, sondern die Familienkasse Bayern-Süd beteiligt war, die gem. § 5 Abs. 1 Nr. 11 Satz 4 FVG i.V.m. Anlage 1 zum Vorstands­be­schluss 15/2016 der Bundesagentur für Arbeit vom 14. April 2016 u.a. zuständig ist für Kindergeldfälle, die nach einem der zwischen­staat­lichen Abkommen bzw. Assozia­ti­o­ns­ab­kommen mit der Türkei oder nach dem Assozia­ti­o­ns­rats­be­schluss EWG/Türkei Nr. 3/80 vom 19. September 1980 zu beurteilen sind.

Das Gericht verneint auch hier die Kinder­geld­be­rech­tigung, wobei es mögliche Ansprüche aus folgenden Rechtsquellen im Einzelnen prüfte: Abkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Türkei über soziale Sicherheit vom 30. April 1964 (BGBl II 1965, 1169) i.d.F. des Änderungs­ab­kommens vom 28. Mai 1969 (BGBl II 1972, 1) und des Zwische­n­ab­kommens vom 25. Oktober 1974 (BGBl II 1975, 373) und des Zusatzabkommens vom 2. November 1984 (BGBl II 1986, 1040), Art. 3 Abs. 1 des Assozia­ti­o­ns­rats­be­schlusses 3/80 (ARB 3/80), Art. 37 Zusatzprotokoll und Art. 10 Abs. 1 des Assozia­ti­o­ns­rats­be­schlusses 1/80 (ARB 1/80), Art. 9 des Assozi­ie­rungs­ab­kommens EWG/Türkei (BGBl II 1964, 509, 518).

Quelle: Schleswig-Holsteinisches Finanzgericht/ra-online

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