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Dokument-Nr. 11892

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Bundesverwaltungsgericht Urteil30.06.2011

BVerwG zur BAföG-Förderung bei mehrfachem Wechsel des StudienfachsSämtliche vorangegangenen, nicht abgeschlossenen Studiengänge sind bei Berechnung der Förderung in Form eines verzinslichen Bankdarlehens zu berücksichtigen

Bei der Berechnung des Zeitpunktes, ab dem die Förderung nach dem Bundes­aus­bil­dungs­för­de­rungs­gesetz (BAföG) für ein Studium nach Fachrich­tungs­wechsel nur noch als verzinsliches Bankdarlehen gewährt wird, sind die Fachsemester aller vorangegangenen, nicht abgeschlossenen Studiengänge zu berücksichtigen. Dies entschied das Bundes­ver­wal­tungs­gericht.

Der 1977 geborene Kläger des zugrunde liegenden Falls nahm zum Wintersemester 2006/07 an der Hochschule für Technik Stuttgart das Studium der Architektur auf, nachdem er zuvor zwei Semester Elektrotechnik/Mikro­sys­tem­technik sowie zwei Semester Mathematik studiert hatte. Für beide abgebrochenen Studiengänge hat der Kläger Ausbil­dungs­för­derung erhalten. Auch für das Studium der Architektur erkannte das beklagte Studentenwerk Stuttgart einen derartigen Anspruch dem Grunde nach an, da der Kläger (gemäß § 7 Abs. 3 BAföG) aus wichtigem Grund die Studienfächer gewechselt habe. Für die ersten beiden Semester des Archi­tek­tur­studiums zahlte der Beklagte monatlich 521 Euro zur Hälfte als Zuschuss und zur Hälfte als zinsfreies Staatsdarlehen (so genannte Normalförderung gemäß § 17 Abs. 1 und 2 BAföG). Für das dritte und vierte Semester wurde dem Kläger derselbe Monatsbetrag dagegen nur noch als verzinsliches Bankdarlehen (nach § 17 Abs. 3 Satz 1 Nr. 2 BAföG) bewilligt. Seiner Klage auf Gewährung der normalen Förderung auch für diese beiden Semester hat das Verwal­tungs­gericht Stuttgart stattgeben.

Anspruch auf Förderung besteht nur in Form eines verzinslichen Bankdarlehens

Auf die Sprungrevision des Beklagten hat das Bundes­ver­wal­tungs­gericht die Entscheidung des Verwal­tungs­ge­richts geändert und die Klage abgewiesen. Bei Wechsel des Studienfachs ist eine andere Ausbildung zwar ebenfalls förderungsfähig, wenn - wie hier im Falle des Klägers - der Wechsel und die dadurch verlängerte Ausbildungszeit aus wichtigem Grund gerechtfertigt sind. Allerdings ist diese andere Ausbildung nicht mehr für die gesamte Regel­stu­di­enzeit wie ein Erststudium durch hälftigen Zuschuss und hälftiges zinsfreies Staatsdarlehen zu fördern. Vielmehr ist die vorangegangene, in Normalform voll geförderte Ausbildungszeit anzurechnen. Der Kläger hat daher ab dem Wintersemester 2007/08 nur Anspruch auf Förderung in Form des verzinslichen Bankdarlehens. Denn zu diesem Zeitpunkt hat er bereits Normalförderung für insgesamt sechs Fachsemester erhalten (für jeweils zwei Semester Elektrotechnik, Mathematik und Architektur). Dies entspricht der Regel­stu­di­enzeit des Archi­tek­tur­studiums des Klägers von sechs Semestern, für die er bei einem Erststudium höchstens Normalförderung erhalten hätte. Nur die Anrechnung der gesamten vorangegangenen Ausbildungszeit wird den mit der Einführung des verzinslichen Bankdarlehens verfolgten Zwecken gerecht. Der Gesetzgeber wollte erreichen, dass die begrenzten staatlichen Förde­rungs­mittel sparsam verwendet und möglichst gerecht verteilt werden. Zugleich sollten die Studierenden veranlasst werden, sich möglichst frühzeitig für einen geeigneten Studiengang zu entscheiden, diesen zügig durchzuführen und abzuschließen.

Quelle: Bundesverwaltungsgericht/ra-online

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