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Bundesfinanzhof Urteil16.12.2010

BFH: Aufwendungen für heterologe künstliche Befruchtung als außer­ge­wöhnliche Belastungen abziehbarGericht ändert bisherige Rechtsprechung und erkennt künstliche Befruchtung als Heilbehandlung an

Aufwendungen eines Ehepaares für eine heterologe künstliche Befruchtung können als außer­ge­wöhnliche Belastungen nach § 33 Abs. 1 des Einkom­men­steu­er­ge­setzes (EStG) abgezogen werden. Dies entschied der Bundesfinanzhof unter Änderung seiner bisherigen Rechtsprechung.

Im zugrunde liegenden Streitfall war der Ehemann wegen einer inoperablen organischen bedingten Sterilität zeugungsunfähig, so dass sich die Eheleute entschlossen hatten, ihren Kinderwunsch durch eine künstliche Befruchtung mit Samen eines anonymen Spenders zu verwirklichen (heterologe künstliche Befruchtung). In ihrer Einkom­men­steu­e­r­er­klärung machten die Eheleute die Kosten dieser Behandlung von rund 21.000 Euro als außer­ge­wöhnliche Belastung im Sinne des § 33 Abs. 1 EStG geltend, zu denen insbesondere Kosten einer Heilbehandlung gehören. Das Finanzamt ließ die Aufwendungen unter Hinweis auf die bisherige Rechtsprechung des Bundes­fi­nanzhofs nicht zum Abzug zu, weil eine heterologe Befruchtung keine Heilbehandlung sei.

BFH lässt Kosten für künstliche Befruchtung als außer­ge­wöhnliche Belastung zu

Der Bundesfinanzhof hat nun entschieden, an der bisherigen Rechtsprechung zum Abzug von Aufwendungen für eine heterologe künstliche Befruchtung nicht mehr festzuhalten. Die künstliche Befruchtung der (gesunden) Ehefrau mit Fremdsamen bezwecke zwar nicht die Beseitigung der Unfruchtbarkeit des Ehemannes. Sie ziele aber - wie auch eine homologe künstliche Befruchtung wegen der Sterilität des Mannes - auf die Beseitigung der Kinderlosigkeit eines Paares. Dieser komme zwar nicht selbst Krankheitswert zu. Sie sei aber vorliegend unmittelbare Folge der Erkrankung des Klägers. Damit werde auch bei einer heterologen künstlichen Befruchtung die durch Krankheit behinderte Körperfunktion beim Kläger durch eine medizinische Maßnahme ersetzt. Diese sei entgegen der bisherigen Auffassung als Heilbehandlung anzusehen, so dass die Kosten hierfür als außer­ge­wöhnliche Belastung berücksichtigt werden könnten.

Quelle: Bundesfinanzhof/ra-online

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