21.11.2024
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Bundesfinanzhof Urteil23.06.2015

Kinder­geldan­spruch kann auch während eines mehrjährigen Auslands­s­tudiums des Kindes bestehenKind muss lediglich Wohnsitz im Haushalt der Eltern beibehalten

Der Bundesfinanzhof hat entschieden, dass Eltern für ein Kind, das sich während eines mehrjährigen Studiums außerhalb der Europäischen Union und des Europäischen Wirtschaftsraums aufhält, weiterhin Kindergeld beziehen können, wenn das Kind einen Wohnsitz im Haushalt der Eltern beibehält.

Der Kläger des zugrunde liegenden Verfahrens ist deutscher Staats­an­ge­höriger mit chinesischer Herkunft. Sein 1994 geborener Sohn absolvierte nach dem Ende seiner schulischen Ausbildung zunächst einen einjährigen Sprachkurs in China und entschied sich nach dessen Ende für ein im September 2013 beginnendes vierjähriges Bachelorstudium in China. Während des Studiums wohnte der Sohn in einem Studen­ten­wohnheim. Verwandt­schaftliche Beziehungen bestanden am Studienort nicht. In den Sommer­se­mes­ter­ferien 2013 und 2014 kehrte der Sohn für jeweils ca. sechs Wochen nach Deutschland zurück und war während dieser Zeiten in der elterlichen Wohnung in seinem Kinderzimmer untergebracht. Die Familienkasse hob die Kinder­geld­fest­setzung ab September 2013 auf, da sie davon ausging, dass der Sohn seinen Wohnsitz vom Inland nach China verlegt habe

Inländischer Wohnsitz wurde trotz Studiums in China beibehalten

Wie bereits zuvor das Finanzgericht folgte der Bundesfinanzhof der Auffassung der Familienkasse nicht. Voraussetzung eines Kinder­geldan­spruchs ist u.a., dass das Kind einen Wohnsitz oder seinen gewöhnlichen Aufenthalt im Inland, in einem Mitgliedstaat der Europäischen Union oder in einem Staat hat, auf den das Abkommen über den Europäischen Wirtschaftsraum Anwendung findet. Der Bundesfinanzhof ging insoweit davon aus, dass der Sohn zumindest während des Streitzeitraums (September 2013 bis März 2014) trotz seines Studiums in China einen inländischen Wohnsitz beibehalten hat. Da vorübergehende, weniger als einjährige Ausland­s­auf­enthalte grundsätzlich nicht zum Wegfall des Inlands­wohn­sitzes führen, sah der Bundesfinanzhof den vor dem Studium durchgeführten Sprachkurs als unproblematisch an. Aber auch im Hinblick auf das Studium selbst billigte der Bundesfinanzhof im Ergebnis die Würdigung des Finanzgerichts, dass noch keine Wohnsitz­ver­la­gerung nach China stattgefunden habe. Maßgeblich war insofern, dass der Sohn mindestens die Hälfte seiner ausbil­dungs­freien Zeit in Deutschland verbrachte und seine Wohnver­hältnisse sowie persönlichen Bindungen einen stärkeren Bezug zum Inland als zum Studienort aufwiesen. Für unerheblich hielt der Bundesfinanzhof dagegen, ob der Kläger oder sein Sohn über ausländische Wurzeln verfügten.

Quelle: Bundesfinanzhof/ra-online

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