18.10.2024
18.10.2024  
Sie sehen eine Figur, die einen Mann darstellt, der mit einem Fernglas in der Hecke sitzt.
ergänzende Informationen

Amtsgericht Rendsburg Urteil16.12.1994

Mieter müssen nächtlichen lauten Sex der Nachbarn nicht duldenIn der Zeit von 22 Uhr abends bis 6 Uhr morgens besteht Anspruch auf ungestörte nächtliche Ruhe

Mieter haben Anspruch darauf, in der Zeit von 22 bis 6 Uhr nicht in ihrer nächtlichen Ruhe gestört zu werden. Das bedeutet, dass Nachbarn lautes Gestöhne und Geschrei bei Ausübung des Geschlechts­verkehrs sowie überlautes Gerede und Streitereien zu unterlassen haben, bzw. jegliche Geräusche auf Zimmer­laut­stärke anzupassen sind. Dies entschied das Amtsgericht Rendsburg.

Im zugrunde liegenden Streitfall klagte ein Mieter, der sich durch seine Nachbarn in seiner nächtlichen Ruhe gestört sah. Im Mai, sowie im August 1994 kam es in mehreren aufein­an­der­fol­genden Nächten zu Störungen. Der Kläger beanstandete durch ständige nächtliche Ruhestörungen bereits gesundheitlich angeschlagen zu sein und die Berufstätigkeit nicht mehr konzentriert und ordnungsgemäß ausüben zu können. Die nächtlichen Ruhestörungen wurden nach Aussage des Klägers und seiner Ehefrau durch lautes Gestöhne und Geschrei bei Ausübung des Geschlechts­verkehrs, sowie durch überlautes Reden und Streiten verursacht. Wiederholtes Abmahnen der störenden Nachbarn durch den Kläger und sein Frau blieb erfolglos.

AG Rendsburg erklärt Klage für begründet

Das Amtsgericht Rendsburg erklärte die Klage für begründet, da der Kläger gemäß § 862 Abs. 1 BGB durch verbotene Eigenmacht im Besitz seiner Wohnung durch das Verhalten seiner Nachbarn gestört werde.

Nächtliches lautes Stöhnen, Schreien und Streiten ist nicht als normaler Mietgebrauch anzusehen

Selbst­ver­ständlich sei ein Mieter beim Mietgebrauch seiner Wohnung nicht zur völligen Lautlosigkeit verpflichtet. So gehörten zum Beispiel die Nutzung des Radios, das Spielen von Musik­in­stru­menten und das gelegentliche Veranstalten von Feierlichkeiten im Rahmen des allgemein als "Zimmer­laut­stärke" titulierten Lärmpegels zur regulären Mietnutzung dazu. Die Ausübung des Geschlechts­verkehrs in einer Lautstärke, die Mieter nachts aus dem Schlaf aufwachen lässt, sei jedoch nicht mehr als normaler Mietgebrauch anzusehen. Dies gelte ebenso für überlautes nächtliches Gerede und gegenseitiges Anschreien. Der klagende Mieter hätte entsprechend Anspruch auf nächtliche Ruhe zumindest in der Zeit von 22 Uhr abends bis 6 Uhr morgens, urteilte das Gericht.

Quelle: ra-online, Amtsgericht Rendsburg (vt/ac)

Urteile sind im Originaltext meist sehr umfangreich und kompliziert formuliert. Damit sie auch für Nichtjuristen verständlich werden, fasst urteile.news alle Entscheidungen auf die wesentlichen Kernaussagen zusammen. Wenn Sie den vollständigen Urteilstext benötigen, können Sie diesen beim jeweiligen Gericht anfordern.

Wenn Sie einen Link auf diese Entscheidung setzen möchten, empfehlen wir Ihnen folgende Adresse zu verwenden: https://urteile.news/Urteil10879

Bitte beachten Sie, dass im Gegensatz zum Verlinken für das Kopieren einzelner Inhalte eine explizite Genehmigung der ra-online GmbH erforderlich ist.

Die Redaktion von urteile.news arbeitet mit größter Sorgfalt bei der Zusammenstellung von interessanten Urteilsmeldungen. Dennoch kann keine Gewähr für Richtigkeit und Vollständigkeit der über uns verbreiteten Inhalte gegeben werden. Insbesondere kann urteile.news nicht die Rechtsberatung durch eine Rechtsanwältin oder einen Rechtsanwalt in einem konkreten Fall ersetzen.

Bei technischen Problemen kontaktieren Sie uns bitte über dieses Formular.

VILI