18.10.2024
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Schleswig-Holsteinisches Oberlandesgericht Beschluss06.08.2013

Schleswig-Holsteinisches OLG zum Zustän­dig­keitsstreit bei Geltendmachung von Urheber­rechts­ver­let­zungenSchleswig-Holsteinisches Oberlan­des­gericht bestimmt gerichtliche Zuständigkeit am Ort der unerlaubten Handlung

Die Klage des US-amerikanischen Betreibers eines deutsch­spra­chigen Internetportals, auf dem der Kauf von Doktortiteln angeboten wird, ist vor dem Amtsgericht Flensburg zu verhandeln, weil der US-amerikanische Betreiber Urheber­rechts­ver­let­zungen durch ein anderes deutsch­spra­chiges Internetportal geltend macht, das dieselbe Dienstleistung anbietet. Dies hat das Schleswig-Holsteinische Oberlan­des­gericht in einem Streit um die gerichtliche Zuständigkeit entschieden.

In dem zugrunde liegenden Fall hat die Klägerin ("church") ihren Sitz in Miami/USA. Sie bietet auf einer deutsch­spra­chigen Internetseite den Erwerb von Doktortiteln gegen eine "Spende" an. Dabei handelt es sich um kirchliche Ehren­dok­tortitel, die durch die Klägerin verliehen werden. Der Beklagte bietet ebenfalls auf einer deutsch­spra­chigen Internetseite den Erwerb von Doktortiteln an und verwendet dabei größtenteils wortwörtlich die Texte von der Internetseite der Klägerin. Die Klägerin ließ daraufhin den Beklagten durch einen Rechtsanwalt wegen Urheber­rechts­ver­let­zungen abmahnen und verlangte anschließend von ihm Ersatz der Rechtsanwaltskosten in Höhe von rund 1000 Euro. Als der Beklagte nicht zahlte, begründete die Klägerin die Klage zunächst vor dem Landgericht Kiel. Das Landgericht Kiel wies die Klägerin jedoch darauf hin, dass es nicht zuständig sei, weil die Streit­wert­grenze von 5000 Euro für das Landgericht nicht erreicht sei. Auf Antrag der Klägerin verwies das Landgericht den Rechtsstreit an das Amtsgericht Flensburg, das sich aber ebenfalls als nicht zuständig ansah, weil der Beklagte in Niedersachsen wohnte. Das Amtsgericht Flensburg legte den Zustän­dig­keitsstreit dem Schleswig-Holsteinischen Oberlan­des­gericht zur Entscheidung vor.

Zuständiger Gerichtsstand am Ort, an dem die Verletzung des Rechts eingetreten ist

Das Schleswig-Holsteinische Oberlan­des­gericht entschied, dass das Amtsgericht Flensburg zur Verhandlung und Entscheidung zuständig ist. Die Verweisung des Verfahrens an das Amtsgericht Flensburg durch das Landgericht Kiel ist bindend. Der Gerichtsstand des Amtsgerichts Flensburg wird dadurch begründet, dass sich die Internetseite des Beklagten an das gesamte deutsche Publikum richtet. Dies ergibt sich daraus, dass die eingesetzte Internetdomain einen deutschen Titel hat und die ganze Internetseite deutschsprachig ist. Der Beklagte beabsichtigte, nicht lediglich Internetnutzer im Bezirk des für seinen Wohnsitz zuständigen Amtsgerichts Wolfenbüttel (Niedersachsen) zu erreichen, sondern möglichst umfassend in der gesamten Bundesrepublik. Entscheidend ist, dass eine Rechtsverletzung an jedem Ort in Deutschland drohte, ohne dass eine regionale Begrenzung nur für einzelne Bundesländer oder bestimmte Orte vorgesehen war. Die Internetseite sollte mithin bestim­mungsgemäß auch in Flensburg gelesen werden, also dort auch ihren "Erfolg" haben, mit der Folge, dass auch das Amtsgericht Flensburg örtlich zuständig ist. Damit ist die gerichtliche Zuständigkeit am Ort der unerlaubten Handlung gegeben (§ 32 ZPO). Ort der unerlaubten Handlung kann zum einen der Ort sein, an dem der Rechtsverletzer gehandelt hat (Handlungsort), und zum anderen – wie hier - der Ort, an dem die Verletzung des Rechts eintritt (Erfolgsort).

Quelle: Schleswig-Holsteinisches Oberlandesgericht/ra-online

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