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Sozialgericht Gießen Beschluss25.07.2016

Nebenberufliche Lehrtätigkeit eines Volkshochschul-Dozenten kann steuerbefreit seinPrivilegierung der Einnahmen aus neben­be­ruf­licher Tätigkeit im Bereich der Unterrichtung an einer Volkshochschule

Das Sozialgericht Gießen hat entschieden, dass ein Dozent an einer Volkshochschule Ausbilder im Sinne von § 3 Nr. 26 EStG sein kann und seine Einnahmen aus der neben­be­ruf­lichen Tätigkeit bis zu einer Höhe von 2.400 Euro steuerfrei sind.

Der 1946 geborene Antragsteller des zugrunde liegenden Verfahrens bezog aufgrund seiner geringen Regel­al­tersrente in Höhe von 363,96 Euro seit Januar 2012 ergänzende Grund­si­che­rungs­leis­tungen nach dem SGB XII von dem Antragsgegner. Im Rahmen des Weiter­be­wil­li­gungs­ver­fahrens erhielt der Antragsgegner, ein Landkreis, Kenntnis davon, dass der Antragsteller durch­schnittlich 194,61 Euro monatlich an Honora­r­ein­künften (= 2.335,32 Euro jährlich) bei den Volks­hoch­schulen Gießen und Wetzlar erzielte. Mit dem angefochtenen Bescheid vom 23. Mai 2016 nahm der Antragsgegner ab 1. Juni 2016 eine Neuberechnung vor. Dabei wurde das Durch­schnitt­s­ein­kommen für die Honora­r­ein­künfte an beiden Volks­hoch­schulen ermittelt und als Einkommen angerechnet. Nach Auffassung des Antragsgegners ist die Lehrtätigkeit an einer Volkshochschule keine nach § 3 Nr. 26 EStG privilegierte mildtätige oder gemeinnützige Tätigkeit und damit auch nicht nach dieser Norm steuerfrei. Ziel und Zweckrichtung dieser Norm sei die Privilegierung von Betreuern gemeinnütziger Vereine im Jugend- und Sportbereich.

Nebenberufliche Tätigkeit ist bis zu einer Höhe von 2.400 Euro im Jahr steuerfrei

Das Eilverfahren gegen die Anrechnung der Honora­r­ein­künfte als Einkommen nach § 82 SGB XII hatte Erfolg. Das Sozialgericht Gießen bezog sich zunächst auf § 3 Nr. 26 EStG, wonach als steuerfreie Aufwand­s­ent­schä­di­gungen für nebenberufliche Tätigkeiten als Übungsleiter, Ausbilder, Erzieher oder für eine vergleichbare nebenberufliche Tätigkeit zur Förderung gemeinnütziger, mildtätiger und kirchlicher Zwecke im Dienst oder Auftrag einer inländischen juristischen Person des öffentlichen Rechts oder einer unter § 5 Abs. 1 Nr. 9 SKStG fallenden Einrichtung als steuerfrei bezeichnet. Als Aufwand­s­ent­schä­digung sind danach Einnahmen für die bezeichneten Tätigkeiten bis zur Höhe von insgesamt 2.400 Euro im Jahr anzusehen. Zu den begünstigten Tätigkeiten gehört nach Auffassung des Gerichts die Entwicklung geistiger und leiblicher Fähigkeiten anderer Menschen durch Ausbildung vorhandener Anlagen; gleichgestellt sei dem die Leitung von Übungen, bei denen Menschen ihre Fähigkeiten selbst entwickeln oder erproben. Was zu den ebenfalls begünstigten vergleichbaren Tätigkeiten gehöre und ob insbesondere eine auf Erhaltung von Leben, Gesundheit oder Wohlbefinden gerichtete betreuende Tätigkeit in die Vergünstigung einzubeziehen sei, brauche nicht entschieden zu werden. Begünstigt sei in jedem Fall eine unterrichtende Tätigkeit, die, selbstständig ausgeübt, zu Einkünften aus freiberuflicher Tätigkeit im Sinne von § 18 Abs. 1 Nr. 1 EStG führe. Die Betätigung des Antragstellers sei als unterrichtende Tätigkeit im Sinn dieser Vorschrift anzusehen. Der Antragsteller habe sich als Dozent der Volkshochschule durch eigenen Vortrag am Unterricht beteiligt. Dies sei für eine unterrichtende Tätigkeit nach § 18 Abs. 1 Nr. 1 EStG kennzeichnend. Dies sei beim Antragsteller der Fall. Er gestalte Unter­richts­ver­an­stal­tungen und gebe ihnen damit den Stempel seiner Persönlichkeit. Der Antragsteller habe die Verantwortung für die in seiner Zuständigkeit abgehaltenen Lehrver­an­stal­tungen getragen.

Quelle: Sozialgericht Gießen/ra-online

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