18.10.2024
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Sie sehen einen Teil eines Daches, welches durch einen Sturm stark beschädigt wurde.
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Oberlandesgericht Hamm Urteil23.08.2016

OLG Hamm zu den Verkehrs­si­che­rungs­pflichten einer SB-Tankstelle bei Sturz auf dem GeländePerso­na­l­auf­enthalt außerhalb des Nachtschalters während der Nachtschicht nicht zu erwarten

Wird eine SB-Tankstelle mit einem Nachtschalter so betrieben, dass das Bedie­nungs­personal um Mitternacht einen Schichtwechsel vollzieht, genügt ein vor dem Schichtwechsel durchgeführter Kontrollgang, um Gegenstände, über die Kunden stürzen könnten, vom Boden des Tankstel­len­ge­ländes zu entfernen. Mit einer entsprechenden Anweisung zur Kontrolle und zur Beseitigung von Verun­rei­ni­gungen kann ein Tankstel­len­be­treiber seine nächtliche Verkehrs­si­che­rungs­pficht erfüllen. Dies hat das Oberlan­des­gericht Hamm entschieden.

Im vorliegenden Fall betankte die Klägerin ihr Fahrzeug, einen Dacia Prestige, in einer Nacht im Mai 2014 an einer SB-Tankstelle. Die der Beklagten gehörende Tankstelle wurde ab 22.00 Uhr abends mit einem Nachtschalter betrieben. Um Mitternacht wechselte das für die Bedienung vorgesehene Personal. Nachdem die Klägerin ihren Tankvorgang kurz nach Mitternacht beendet hatte, stürzte sie auf dem Weg vom Nachtschalter zu ihrem Fahrzeug. Dabei zog sie sich eine Oberarmfraktur zu, die operativ versorgt werden musste. Mit der Behauptung, eine auf dem Tankstel­len­gelände herumliegende schwarze Plastikschlaufe eines Paket­bin­dershabe ihren Sturz verursacht, hat die Klägerin von der Beklagten Schadensersatz verlangt, u. a. ca. 35.000 Euro materiellen Schadensersatz und ein Schmerzensgeld in Höhe von 20.000 Euro.

Keine Verkehrs­si­che­rungs­pflicht­ver­letzung

Das Schaden­s­er­satz­be­gehren der Klägerin ist erfolglos geblieben. Nach der Anhörung der Parteien und der Vernehmung von Zeugen das Gericht keine Verkehrssicherungspflichtverletzung der beklagten Tankstel­len­be­treiberin feststellen.

OLG: Zweifel an Sturz wegen Paketbinder

Nach der durchgeführten Beweisaufnahme sei es zweifelhaft geblieben, ob an der Unfallstelle - wie von der Klägerin behauptet - ein schwarzer Paketbinder in Form einer Schlaufe am Boden gelegen habe, in der sich die Klägerin mit ihrem Fuß verfangen habe und dann gestürzt sei. Der Paketbinder sei von einer Zeugin erstmals zufällig im Krankenhaus am Knöchel des linken Fußes der Klägerin bemerkt worden. Keiner der beim Unfallgeschehen Anwesenden habe ihn nach dem Sturz auf dem Tankstel­len­gelände wahrgenommen.

Kontrollgang vor Schichtwechsel ausreichend

Eine Haftung der Beklagten scheide im vorliegenden Fall jedenfalls deswegen aus, weil sie in Bezug auf einen am Boden liegenden schwarzen Paketbinder als mögliche Gefahrenquelle die ihr obliegende Verkehrssicherungspflicht erfüllt habe. Das sei im Prozess nachgewiesen worden. Die SB-Tankstelle sei ab 22.00 Uhr abends - auch aus Sicher­heits­gründen - mit einem Nachtschalter betrieben worden. Deswegen habe ein Kunde nicht damit rechnen können, dass sich durchgängig Personal außerhalb des Verkaufsraums auf dem Tankstel­len­gelände aufhalte. Während des eingeschränkten Nachtbetriebes sei es erforderlich und ausreichend gewesen, vor dem Schichtwechsel zur um Mitternacht beginnen den Nachtschicht ein Kontrollgang über das Tankstel­len­gelände durchzuführen, um mögliche Verun­rei­ni­gungen festzustellen und zu beseitigen. Bis zum Unfallzeitpunkt kurz nach Mitternacht habe es dann keines weiteren Kontrollganges bedurft. Eine derartige Kontrolle habe die für die Nachtschicht zuständige Bedienung am Unfalltage durchgeführt, ohne einen schwarzen Paketbinder auf dem Boden vorzufinden. Regelmäßige Kontrollgänge dieser Art durch das Tankstel­len­personal seien von der Beklagten konkret angewiesen und auch kontrolliert worden. Das habe die durchgeführte Beweisaufnahme ergeben. Damit habe die Beklagte der ihr insoweit obliegenden Verkehrs­si­che­rungs­pflicht genügt.

Quelle: Oberlandesgericht Hamm/ ra-online

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