18.10.2024
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Oberlandesgericht Düsseldorf Urteil30.01.2012

Verkaufsverbot für zwei Samsung-Tablet-Modelle in DeutschlandGericht verneint jedoch Verletzung des von Apple eingetragenen Geschmacks­musters durch Samsung

In dem Geschmacks­muster-Rechtsstreit der Firma Apple Inc., USA, gegen die Samsung Electronics GmbH, Schwalbach, und die Samsung Electronics Co. Ltd., Südkorea, hat das Oberlan­des­gericht Düsseldorf entschieden, dass Samsung weder den Tablet-PC „Galaxy Tab 10.1“ noch den Tablet-PC „Galaxy Tab 8.9“ in Deutschland vertreiben darf.

Die Firma Apple Inc. wehrt sich gegen die Einführung des Samsung-Tablet-PCs auf dem deutschen und europäischen Markt. Mit Urteil vom 9. September 2011 hat das Landgericht Düsseldorf der deutschen Tochter der südkoreanischen Samsung-Mutter­ge­sell­schaft untersagt, das „Galaxy Tab 10.1“ in der Europäischen Union herzustellen, einzuführen oder in Verkehr zu bringen. Der Mutter­ge­sell­schaft wurde dies für das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland verboten. Hinsichtlich der südkoreanischen Mutter scheide ein europaweites Verbot aus, weil insoweit keine internationale Zuständigkeit des Landgerichts Düsseldorf gegeben sei. Apple Inc. habe – was insoweit für eine Zuständigkeit des Landgerichts erforderlich gewesen wäre – nicht glaubhaft machen können, dass die deutsche Tochter im Namen der Mutter­ge­sell­schaft handele. Gegen dieses Urteil haben beide Parteien Berufung eingelegt. Samsung erstrebt eine Aufhebung des Verbots und Apple Inc. eine europaweite Geltung des Verbots auch gegenüber der südkoreanischen Mutter­ge­sell­schaft.

Landgericht weist Antrag zum Vertriebsverbot in der Europäischen Union zurück

Mit Beschluss vom 15. September 2011 hat das Landgericht Düsseldorf ferner einen Antrag der Apple Inc. zurückgewiesen, den Vertrieb des „Galaxy Tab 8.9“ in der Europäischen Union zu verbieten. Das Landgericht war davon ausgegangen, dass eine erneute Unter­las­sungs­a­n­ordnung nicht erforderlich sei, weil die Anordnung aus dem Urteil vom 9. September 2011 auch den kleineren Tablet-PC erfasse. Gegen diese Entscheidung hat die Firma Apple Inc. sofortige Beschwerde eingelegt.

Vertrieb beider Tablet-Modelle in Deutschland unzulässig

Nachdem das Oberlan­des­gericht Düsseldorf in beiden Verfahren am 20. Dezember 2011 mündlich verhandelt hatte, entschied das Gericht nun, dass der Vertrieb der beiden angegriffenen Tablet-Modelle in Deutschland unzulässig ist.

Vertrieb verstößt gegen Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb

Der Vertrieb des „Galaxy Tab 10.1“ verstoße gegen das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb, weil das Samsung-Modell das Apple-Tablet „iPad“ in unlauterer Weise nachahme (§ 4 Nr. 9 b) Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb). Samsung nutze das herausragende Ansehen und den Prestigewert des „iPads“ unlauter aus.

„Galaxy Tab 10.1“ unterscheidet sich ausreichend deutlich von dem von Apple angemeldeten Geschmacks­muster

Hingegen habe Samsung nicht das von Apple eingetragene Geschmacksmuster verletzt. Hinsichtlich des Geschmacks­mus­ter­be­gehrens hat das Gericht - anders als das Landgericht - auch bezüglich der Samsung-Mutter in Südkorea eine gemein­schaftsweite gerichtliche Zuständigkeit angenommen. Die deutsche Samsung-Tochter sei als „Niederlassung“ der Samsung-Mutter anzusehen. An der Bezeichnung der deutschen Tochter als „Vertrie­bs­nie­der­lassung“ im Internet müsse sich Samsung Südkorea festhalten lassen. Jedoch sei der Schutzbereich des Apple-Geschmacks­musters eingeschränkt. So weise eine ältere US-Patentanmeldung, das so genannte „Ozolins-Design“, das von einem anderen Unternehmen für einen Flachbildschirm beantragt worden sei, bereits einen rahmenlosen Flachbildschirm auf. Im Übrigen unterscheide sich das „Galaxy Tab 10.1“ ausreichend deutlich von dem von Apple angemeldeten Geschmacks­muster. So bestehe das angemeldete Geschmacks­muster ästhetisch wahrnehmbar aus zwei Bauteilen, einer Schale und einer sie abdeckenden Frontseite. Das „Galaxy Tab 10.1“ sei hingegen dreiteilig aufgebaut, es bestehe aus einer Vorderseite, einer Rückseite und aus einem verklammernden Rahmen.

Verbot lediglich für Bundesgebiet gültig

Da der Anwen­dungs­bereich des Gesetzes gegen unlauteren Wettbewerb - anders als der Gemein­schafts­ge­schmacks­mus­ter­schutz - auf Deutschland beschränkt ist, gilt das Verbot lediglich für das Bundesgebiet.

Hinsichtlich des „Galaxy Tab 8.9“ hat das Oberlan­des­gericht sich der Auffassung des Landgerichts angeschlossen, wonach die im Hinblick auf das „Galaxy Tab 10.1“ ergangene Anordnung auch das „Galaxy Tab. 8.9“ erfasse.

Die Entscheidung betrifft nicht das Nachfolgemodell „Galaxy Tab 10.1 N“. Hinsichtlich des Tablets „Galaxy Tab 10.1 N“ hat das Landgericht Düsseldorf am 22. Dezember 2011 mündlich verhandelt und wird am 9. Februar 2012 eine Entscheidung treffen (Aktenzeichen: 14c O 292/11).

Quelle: Oberverwaltungsgericht Düsseldorf/ra-online

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