21.11.2024
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Dokument-Nr. 8188

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Landgericht Hamburg Beschluss24.06.2009

Erben Astrid Lindgrens wehren sich erfolgreich gegen Plagiat der Pippi Langstrumpf Bücher

Das Landgericht Hamburg hat die Verbreitung, Verviel­fäl­tigung und öffentliche Zugäng­lich­machung des Buches "Die doppelte Pippielotta" per einstweiliger Verfügung verboten und dies im Wider­spruchs­ver­fahren am 24. Juni 2009 bestätigt, wie die die Klägerseite vertretende Rechts­an­walts­kanzlei mitteilte. Das Gericht sah das streit­ge­gen­ständliche Buch als Plagiat der bekannten "Pippi Langstrumpf"-Geschichten der Autorin Astrid Lindgren an.

In seinem Buch "Die doppelte Pippielotta" erzählte der beklagte Autor die Geschichte einer gewissen "Pippielotta" (Original: Pippilotta), einem "rothaarigen Mädchen" aus "Schweden" mit "wild umherwirbelnd geflochtenen Zöpfen" (Original!), "seltsam, viel zu großen langen Strümpfen" die über herkulische Kräfte verfügt und "Krumunkulus Pillen" (Original: Krummeluß Pillen) gegen das Erwachsenwerden nimmt. Sowohl die Villa "Kunterbund" (Original: Kunterbunt) und ihre Freunde "Anika und Tomas" (Original: Annika und Thomas) wurden unter minimaler Abänderung der Schreibweise übernommen als auch weitere wesentliche Merkmale der originalen Pippi Langstrumpf Geschichten wie Pippis Vater und die Taka-Tuka Insel.

Autor beruft sich auf freie Bearbeitung i.S.d. § 24 UrhG

Der Autor wollte das auf diesem Grundgerüst basierende Buch dennoch als freie Bearbeitung i.S.d. § 24 UrhG verstanden wissen und einwil­li­gungslos kommerziell vertreiben. Zur Begründung führte er an, dass "seine" Pippi - abweichend vom Original - eine Zwillings­schwester besäße und er es inhaltlich zudem darauf angelegt hätte, sich im Verlaufe der Geschichte kritisch mit dem Nichter­wach­sen­wer­den­wollen der echten Pippi ausein­an­der­zu­setzen.

Richter untersagen die Verviel­fäl­tigung und den Vertrieb der doppelten Pippielotta

Das Landgericht Hamburg untersagte sowohl die Verviel­fäl­tigung als auch das Vertreiben und Bewerben des Buches und stellte fest, dass es sich bei "Der doppelten Pippielotta" um eine unfreie Bearbeitung i.S. des § 23 UrhG handelt, zu dessen Veröf­fent­lichung und Verwertung es der Einwilligung Astrid Lindgrens bzw. ihrer Erben bedurft hätte. Die in dem Buch beschriebenen Örtlichkeiten, das Zusammenspiel der Figuren und das Umfeld waren so eng an die fiktiven Charaktere und das fiktive Umfeld der Pippi Langstrumpf Bücher angelehnt, dass ein für § 24 UrhG notwendiges "Verblassen des Originals" hinter der Bearbeitung ausscheide.

Keine ausreichenden inhaltlichen Abwandlungen

Die vom Autor geltend gemachten inhaltlichen Abwandlungen genügten nicht, um einen inneren Abstand zwischen dem Verlet­zungs­muster und den Originalbüchern zu begründen. Das Buch erscheine vielmehr wie eine Fortschreibung der erschienenen Pippi Langstrumpf Bände. Auch die neu erfundenen Charaktere würden lediglich in die bestehende Erlebniswelt eingefügt. Die vom Autor vorgenommene - in seiner Geschichte jedoch nur sporadisch hervortretende - kritische Einschätzung von Pippis Idee, nicht erwachsen werden zu wollen, reiche angesichts der umfangreichen Übernahmen nicht aus, um zur Annahme einer freien Bearbeitung nach § 24 UrhG und damit dem Recht auf einwil­li­gungslose Verwertung zu gelangen.

Quelle: ra-online (pt), Graef Rechtsanwälte

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