21.11.2024
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Dokument-Nr. 26567

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Urteil07.06.2018Landgericht Frankfurt am Main2-13 S 88/17
passende Fundstellen in der Fachliteratur:
  • GE 2018, 1068Das Grundeigentum - Zeitschrift für die gesamte Grundstücks-, Haus- und Wohnungswirtschaft (GE), Jahrgang: 2018, Seite: 1068
  • NZG 2018, 989Neue Zeitschrift für Gesellschaftsrecht (NZG), Jahrgang: 2018, Seite: 989
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Vorinstanz:
  • Amtsgericht Friedberg, Urteil31.05.2017, 2 C 1076/16 (23)
ergänzende Informationen

Landgericht Frankfurt am Main Urteil07.06.2018

Beschränkung des Rederechts eines Wohnungs­ei­gen­tümers auf Versammlung nur unter Beachtung des Verhältnis­mäßig­keits­grundsatzesSchonende Beschränkung des Rederechts

Die Beschränkung des Rederechts eines Wohnungs­ei­gen­tümers auf einer Versammlung ist nur unter Wahrung des Verhältnis­mäßig­keits­grundsatzes zulässig. Die Beschränkung muss möglichst schonend sein. Daher sind vor einem vollständigen Redeverbot weniger einschneidende Maßnahmen zu wählen. Dies geht aus einer Entscheidung des Landgerichts Frankfurt a.M. hervor.

Dem Fall lag folgender Sachverhalt zugrunde: Aufgrund von anstehenden Sanie­rungs­maß­nahmen an einer Wohnei­gen­tums­anlage fanden im September 2016 und 2017 jeweils eine Eigen­tü­mer­ver­sammlung statt. Während in der ersten Versammlung die anstehenden Sanie­rungs­maß­nahmen besprochen wurden und Gelegenheit zur Stellung von Fragen bestand, sollten in der zweiten Versammlung nur die Beschlüsse gefasst werden. In dieser zweiten Versammlung wollte ein Wohnungseigentümer eine Frage stellen. Dies wurde ihm nicht gestattet. Nachfolgend wurde die Debatte für beendet erklärt und es sollten die Beschlüsse gefasst werden. Der Eigentümer beantragte daraufhin die Durchführung einer erneuten Grund­satz­dis­kussion, was wiederum abgelehnt wurde. Schließlich wurden die Beschlüsse zu den Sanie­rungs­a­r­beiten gefasst. Dagegen erhob der Wohnungs­ei­gentümer Klage. Er meinte, sein Rederecht sei unrechtmäßig entzogen worden. Somit seien die Beschlüsse nicht ordnungsgemäß zustande gekommen.

Amtsgericht wies Klage ab

Das Amtsgericht Friedberg wies die Klage ab. Dagegen richtete sich die Berufung des Klägers.

Landgericht hält Beschränkung des Rederechts für unzulässig

Das Landgericht Frankfurt a.M. entschied zu Gunsten des Klägers und hob daher die Entscheidung des Amtsgerichts auf. In dem völligen Abschneiden des Rederechts des Klägers liege ein formeller Beschlussmangel. Zwar könne die Redezeit der Eigentümer mit Blick auf die ordnungsgemäße Durchführung der Eigen­tü­mer­ver­sammlung beschränkt werden. Jedoch sei zu beachten, dass es sich beim Rederecht in der Versammlung um ein elementar wichtiges Recht des einzelnen Eigentümers handle. Dem Eigentümer dürfe nicht grundlos die Möglichkeit genommen oder beschränkt werden, auf die Willensbildung der übrigen Eigentümer einzuwirken. Zudem müsse der Verhält­nis­mä­ßig­keits­grundsatz beachtet werden. Die Redebe­schränkung müsse so schonend wie möglich erfolgen.

Vorliegen weniger einschneidender Möglichkeiten

Zwar habe der Kläger bereits in der ersten Versammlung die Möglichkeit zur Stellung von Fragen gehabt, so das Landgericht. Jedoch sei sein Fragerecht in der zweiten Versammlung vollständig ausgeschlossen worden. Unter Beachtung des Verhält­nis­mä­ßig­keits­grund­satzes habe eine weniger einschneidende Möglichkeit bestanden. So hätte er seine Frage mit der Anforderung stellen können, dass diese nicht an bereits besprochene Aspekte anknüpfe. Auch sei zwar eine erneute Grund­satz­dis­kussion nicht erforderlich gewesen. Jedoch hätte dem Kläger die zeitlich begrenzte Möglichkeit eingeräumt werden können, abschließend Stellung zu nehmen.

Quelle: Landgericht Frankfurt a.M., ra-online (vt/rb)

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