18.10.2024
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Dokument-Nr. 4950

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Landgericht Coburg Hinweisverfügung27.08.2007

Nachbar mit "Blöde Kuh" und "Abschaum" beleidigt: Schmerzensgeld für Beleidigung nur in AusnahmefällenEinfacher Nachbar­schaftsstreit rechtfertigt keine finanzielle Entschädigung

Wer von seinem Nachbarn beleidigt wurde, kann in aller Regel kein Schmerzensgeld verlangen. Ein solcher Anspruch besteht nämlich nur bei einer objektiv erheblichen Beein­träch­tigung des Persön­lich­keits­rechts. Das entschieden Amtsgericht und Landgericht Coburg.

Die Gerichte versagten der Klage einer Beleidigten auf Schmerzensgeld in Höhe von 1.250 € den Erfolg. Auch wenn bei einem länger andauernden Nachbar­schaftsstreit Beleidigungen keine adäquate Reaktion auf Provokationen seien, bestehe jedenfalls dann kein unabwendbares Bedürfnis für ein Schmerzensgeld, wenn es wegen des Wegzugs einer Partei an der Wieder­ho­lungs­gefahr fehle.

Die beiden Kontrahentinnen bewohnten unter­schiedliche Etagen im selben Haus. Offensichtlich waren sie sich schon seit Längerem nicht mehr grün. Als sich dann die Eine über die vermeintliche Ruhestörung der Anderen echauffierte, kam es zum Disput. Mit "Abschaum", "Klauerin" und "blöde Kuh" soll die angeblich Lärmende dabei tituliert worden sein. Die erstattete daraufhin nicht nur Strafanzeige, sondern meinte auch, von ihrer Rivalin ein Schmerzensgeld in Höhe von 1.250 € beanspruchen zu können.

Amtsgericht und Landgericht Coburg waren anderer Auffassung. Eine Beleidigung rechtfertige - unabhängig von der straf­recht­lichen Ahndung - nur ausnahmsweise einen Schmer­zens­geldan­spruch. Voraussetzung sei ein schwerer Eingriff in den Eigenwert der Persönlichkeit und ein unabwendbares Bedürfnis für eine Schmer­zens­geld­zahlung. Ob das der Fall sei, hänge von Bedeutung und Tragweite des verbalen Angriffs und damit unter anderem von Nachhaltigkeit und Fortdauer der Rufschädigung, Beweggrund des Handelnden und dem konkreten Anlass ab. Hier habe es sich um eine länger andauernde Nachbar­strei­tigkeit gehandelt und lediglich eine Freundin der Klägerin habe das verbale Scharmützel mitbekommen. Auch der Anlass - Ärger der Beklagten über Ruhestörung - müsse berücksichtigt werden, selbst wenn die Beklagte natürlich nicht adäquat hierauf reagiert habe. Und schließlich wohnten beide inzwischen nicht mehr unter einem Dach.

Quelle: ra-online, LG Coburg (pm)

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