18.10.2024
18.10.2024  
Sie sehen einen Teil der Glaskuppel und einen Turm des Reichstagsgebäudes in Berlin.

Dokument-Nr. 34147

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Beschluss09.02.2022Bundesverfassungsgericht1 BvR 2588/20
passende Fundstellen in der Fachliteratur:
  • NJW 2022, 1523Zeitschrift: Neue Juristische Wochenschrift (NJW), Jahrgang: 2022, Seite: 1523
  • NStZ 2022, 734Neue Zeitschrift für Strafrecht (NStZ), Jahrgang: 2022, Seite: 734
  • NVwZ-RR 2022, 441Neue Zeitschrift für Verwaltungsrecht Rechtsprechungsreport (NVwZ-RR), Jahrgang: 2022, Seite: 441
  • StV 2022, 380Zeitschrift: Der Strafverteidiger (StV), Jahrgang: 2022, Seite: 380
  • StV 2023, 598Zeitschrift: Der Strafverteidiger (StV), Jahrgang: 2023, Seite: 598
Für Details Fundstelle bitte Anklicken!
Vorinstanzen:
  • Landgericht Landshut, Urteil13.01.2020, 2 Ns 303 Js 15272/18 (2)
  • Bayerisches Oberstes Landesgericht, Beschluss02.10.2020, 206 StRR 333/20
ergänzende Informationen

Bundesverfassungsgericht Beschluss09.02.2022

Bezeichnung eines persönlich und namentlich unbekannten Staatsanwalts als "selten dämlich" von Meinungs­freiheit gedecktBeleidigung als zulässige Kritik an dienstliches Verhalten

Die Bezeichnung eines persönlich und namentlich unbekannten Staatsanwalts als "selten dämlich" kann als zulässige Kritik an das dienstliche Verhalten vom Recht auf Meinungs­freiheit gemäß Art. 5 Abs. 1 GG gedeckt sein. Dies hat das Bundes­verfassungs­gericht entschieden.

Dem Fall lag folgender Sachverhalt zugrunde: Im Rahmen eines Strafverfahrens wegen unrechtmäßigen Bezugs von Arbeits­lo­sengeld machte der Beschuldigte im April 2018 mittels einer E-Mail an die Staats­an­walt­schaft Landshut seinen Unmut deutlich. Dabei äußerte er, dass der Staatsanwalt selten dämlich sei und nicht lesen und schreiben könne. Dem Beschuldigten war nicht bekannt, dass für seinen Fall eigentlich eine Staatsanwältin zuständig war. Das Amtsgericht verurteilte den Beschuldigten wegen Beleidigung zu einer Geldstrafe. Dies wurde vom Landgericht Landshut und dem Bayerischen Obersten Landesgericht bestätigt. Nunmehr legte der Beschuldigte Verfas­sungs­be­schwerde ein. Er berief sich auf die Meinungsfreiheit.

Strafrechtliche Verurteilung stellt rechtswidrigen Eingriff in Meinungs­freiheit dar

Das Bundes­ver­fas­sungs­gericht entschied zu Gunsten des Beschuldigten. Die strafrechtliche Verurteilung wegen Beleidigung stelle einen rechtswidrigen Eingriff in die Meinungs­freiheit gemäß Art. 5 Abs. 1 GG dar. Zwar habe die Äußerung des Beschuldigten ehrverletzenden Charakter. Jedoch sei dem Beschuldigten unter Berück­sich­tigung des Kampfes ums Recht und der Machtkritik gestattet, den konkreten Amtsträger, dessen Straf­ver­fol­gungs­gewalt er unterworfen ist oder war, in anklagender und perso­na­li­sierter Weise für sein dienstliches Verhalten zu kritisieren. Es sei angesichts des Kontextes fernliegend, dass der Beschuldigte die zuständige, ihm weder namentlich noch persönlich bekannte Staatsanwältin in ihrer Person und nicht ausschließlich deren Amtsführung habe angreifen wollen. Zudem sei zu berücksichtigen, dass der Kreis der Personen, die von der Äußerung in dienstlichen, also nicht öffentlichen Zusammenhang Kenntnis genommen haben, als überschaubar anzusehen sei.

Quelle: Bundesverfassungsgericht, ra-online (vt/rb)

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