21.11.2024
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Sie sehen eine Einbauküche in einer Wohnung.

Dokument-Nr. 8647

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Urteil21.10.2009BundesgerichtshofVIII ZR 64/09
passende Fundstellen in der Fachliteratur:
  • DWW 2010, 51Zeitschrift: Deutsche Wohnungswirtschaft (DWW), Jahrgang: 2010, Seite: 51
  • GE 2009, 1613Das Grundeigentum - Zeitschrift für die gesamte Grundstücks-, Haus- und Wohnungswirtschaft (GE), Jahrgang: 2009, Seite: 1613
  • IMR 2010, 5Zeitschrift: Immobilien- und Mietrecht (IMR), Jahrgang: 2010, Seite: 5
  • NJW 2009, 3781Zeitschrift: Neue Juristische Wochenschrift (NJW), Jahrgang: 2009, Seite: 3781
  • NJW-Spezial 2010, 99Zeitschrift: NJW-Spezial, Jahrgang: 2010, Seite: 99
  • NZM 2010, 37Neue Zeitschrift für Miet- und Wohnungsrecht (NZM), Jahrgang: 2010, Seite: 37
  • WuM 2009, 736Zeitschrift: Wohnungswirtschaft und Mietrecht (WuM), Jahrgang: 2009, Seite: 736
  • ZMR 2010, 277Zeitschrift für Miet- und Raumrecht (ZMR), Jahrgang: 2010, Seite: 277
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Vorinstanzen:
  • Amtsgericht Weilheim i. OB, 19.08.2008, 1 C 214/08
  • Landgericht München II, 21.10.2009, 12 S 4884/08
ergänzende Informationen

Bundesgerichtshof Urteil21.10.2009

Fristlose Kündigung wegen unpünktlicher Mietzahlungen durch das Sozialamt unzulässigMieter müssen sich nicht etwaiges Verschulden des Jobcenters zurechnen lassen

Eine unpünktliche Zahlung der Miete durch das Sozialamt, welches die Mietzahlungen eines bedürftigen Mieters übernommen hat, berechtigt den Vermieter nicht zur Kündigung des Mietver­hält­nisses. Dies hat der Bundes­ge­richtshof entschieden.

Die Beklagten mieteten mit Vertrag vom 11. Mai 2007 ein Reihenhaus des Klägers in W. Nach § 4 des Mietvertrages ist die Miete jeweils bis zum 3. Werktag eines Monats im Voraus an den Vermieter zu zahlen. Die Beklagten trennten sich noch im Jahr 2007; der Beklagte zu 2 zog aus dem Reihenhaus aus. Die Mietzahlungen gingen beim Kläger für April 2008 am 11. April, für Mai 2008 am 7. Mai, für Juni 2008 am 6. Juni und für Juli 2008 am 8. Juli ein. Mit Schreiben vom 7. April und 13. Mai 2008 mahnte der Kläger die verspäteten Zahlungen ab. Die Mietzahlungen erfolgten seit April 2008 durch das Jobcenter. Dieses ist trotz Vorlage der Abmahnungen des Klägers durch die Beklagte zu 1 nicht bereit, die Mietzahlungen früher anzuweisen. Mit Schreiben vom 11. Juni 2008 kündigte der Kläger das Mietverhältnis unter Berufung auf verspätete Mietzahlungen. Er begehrt die Räumung des Reihenhauses und die Erstattung vorge­richt­licher Auslagen.

Das Amtsgericht hat die Klage abgewiesen. Das Berufungs­gericht hat die Berufung des Klägers zurückgewiesen. Die vom Berufungs­gericht zugelassene Revision des Klägers hatte keinen Erfolg.

Vermieter zur Kündigung nicht berechtigt

Der Bundes­ge­richtshof hat entschieden, dass der Kläger nicht berechtigt war, das Mietverhältnis gemäß § 543 Abs. 1 BGB wegen der unpünktlichen Mietzahlungen fristlos zu kündigen.

Würdigung der Umstände des Einzelfalls durch Berufungs­gericht weist keine Rechtsfehler auf

Für die Beurteilung, ob ein Grund zur fristlosen Kündigung nach dieser Vorschrift gegeben ist, bedarf es der Würdigung aller Umstände des Einzelfalls. Das Berufungs­gericht hat zu Recht nicht isoliert auf die unpünktlichen Zahlungen abgestellt, sondern bei der Inter­es­se­n­ab­wägung berücksichtigt, dass die Beklagten seit April 2008 auf staatliche Sozia­l­leis­tungen angewiesen sind und dass die seither eingetretenen Zahlungs­ver­zö­ge­rungen von jeweils einigen Tagen darauf beruhen, dass das Jobcenter nicht zu einer früheren Zahlungs­an­weisung bereit ist. Diese Würdigung weist keinen Rechtsfehler auf.

Jobcenter soll Lebensunterhalt des Mieters sicherstellen

Die Mieter müssen sich im Rahmen der Abwägung nach § 543 Abs. 1 auch nicht ein etwaiges Verschulden des Jobcenters zurechnen lassen. Das Jobcenter handelt bei der Übernahme der Mietzahlungen nicht als Erfül­lungs­gehilfe (§ 278 BGB) des Mieters, sondern nimmt ihm obliegende hoheitliche Aufgaben der Daseinsvorsorge wahr. Der Mieter schaltet die Behörde nicht als Hilfsperson zur Erfüllung seiner Zahlungs­ver­pflich­tungen aus dem Mietverhältnis ein; vielmehr wendet er sich an die staatliche Stelle, um den eigenen Lebensunterhalt sicherzustellen. Dabei macht es keinen Unterschied, ob das Jobcenter anschließend die Kosten der Unterkunft an den Hilfe­be­dürftigen selbst zahlt oder direkt an den Vermieter überweist.

Quelle: ra-online, BGH

der Leitsatz

BGB §§ 278, 543

Das Jobcenter (Sozialamt), das für einen hilfe­be­dürftigen Wohnungsmieter die Kosten der Unterkunft in der Weise übernimmt, dass es die Miete direkt an den Vermieter des Hilfe­be­dürftigen überweist, ist nicht Erfül­lungs­gehilfe des Mieters.

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