18.10.2024
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Dokument-Nr. 4893

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Bundesfinanzhof Urteil05.06.2007

BFH: Bilanz­be­rich­tigung nur bei Fehlern, die der Unternehmer bei Aufstellung der Bilanz erkennen konnte

Nach § 4 Abs. 2 Satz 1 des Einkom­men­steu­er­ge­setzes kann ein Unternehmen eine "Bilanz­be­rich­tigung" vornehmen, wenn er seine Bilanz beim Finanzamt eingereicht hat, diese Bilanz aber inhaltlich fehlerhaft ist. Dazu hat der Bundesfinanzhof wiederholt entschieden, dass allein die objektive Unrichtigkeit einer Bilanz deren Berichtigung nicht rechtfertigt; eine Bilanz­be­rich­tigung setzt vielmehr voraus, dass der Unternehmer bei der Aufstellung der Bilanz den Fehler hätte erkennen können. Daran hat der Bundesfinanzhof auch in diesem Fall festgehalten.

Im konkreten Fall hatte eine Sparkasse in ihrer Bilanz eine Rückstellung für künftige Beihil­fe­leis­tungen an ihre pensionierten Mitarbeiter gebildet, die das Finanzamt nicht anerkannt hatte. Noch während über diese Frage gestritten wurde, erging ein Urteil des Bundes­fi­nanzhofs, nach dem sowohl für eine solche Leistungs­ver­pflichtung gegenüber Pensionären als auch für entsprechende künftige Leistungen an aktive Beschäftigte eine Rückstellung zu bilden ist. Daraufhin erweiterte die Sparkasse ihr Begehren dahin, dass sie nicht nur die zunächst gebildete, sondern darüber hinaus eine weitere Rückstellung für künftige Beihil­fe­zah­lungen an aktive Mitarbeiter berücksichtigt wissen wollte.

Dem ist der Bundesfinanzhof nicht gefolgt: Die ursprünglich in die Bilanz eingestellte Rückstellung sei zwar zu Recht gebildet worden und mindere deshalb den steuerlichen Gewinn; der gewinnmindernde Ansatz eines zusätzlichen Rückstel­lungs­betrags sei aber ausgeschlossen. Im Zeitpunkt der Aufstellung jener Bilanz sei nämlich die Zulässigkeit der Rückstel­lungs­bildung weder eindeutig vom Gesetz vorgegeben noch durch die höchst­rich­terliche Rechtsprechung bestätigt gewesen, und die Finanz­ver­waltung habe seinerzeit entsprechende Rückstellungen nicht anerkannt. Angesichts dessen könne die Bilanz der Sparkasse in diesem Punkt nicht berichtigt werden, weshalb die nachträgliche Berück­sich­tigung einer zusätzlichen Rückstellung nicht möglich sei.

Quelle: ra-online, Pressemitteilung Nr. 85/07 des BFH vom 19.09.2007

der Leitsatz

Eine Bilanz kann nicht nach § 4 Abs. 2 Satz 1 EStG geändert ("berichtigt") werden, wenn sie nach dem Maßstab des Erkennt­niss­tandes zum Zeitpunkt ihrer Erstellung den Grundsätzen ordnungsmäßiger Buchführung entspricht. Dabei ist, wenn eine bestimmte Bilan­zie­rungsfrage nicht durch die Rechtsprechung abschließend geklärt ist, jede der kaufmännischen Sorgfalt entsprechende Bilanzierung als in diesem Sinne "richtig" anzusehen (Bestätigung des Senatsurteils vom 5. April 2006 I R 46/04, BFHE 213, 326, BStBl II 2006, 688).

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