23.11.2024
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Dokument-Nr. 22052

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Amtsgericht München Urteil30.07.2015

Drängeln auf der Autobahn: Fahrverbot wegen dichten Auffahrens trotz drohender beruflicher NachteileAbsehen vom Fahrverbot nur im besonderen Härtefall möglich

Das Amtsgericht München veruteilte einen 39-jährigen PKW Fahrer aus Achern wegen Nichteinhaltens des Sicherheits­abstandes zu einer Geldbuße von 160 Euro und einem Monat Fahrverbot.

Der Mann fuhr am im Juli 2014 um 17.30 Uhr mit seinem PKW auf der Autobahn A 99 bei Grasbrunn in Richtung Süden. Bei einer Geschwindigkeit von 115 Stunden­ki­lo­metern hielt er den erforderlichen Sicher­heits­abstand von 57,5 Metern zum vorausfahrenden Fahrzeug nicht ein. Sein Abstand betrug nur 15 Meter und damit weniger als 3/10 des normalen Tachowertes. Er wurde geblitzt und räumte den Sachverhalt ein. Die zuständige Richterin verurteilte ihn zu der Regelgeldbuße und dem Regelfahrverbot.

PKW-Fahrer wehrte sich gegen Fahrverbot

Der PKW Fahrer wollte das Fahrverbot nicht akzeptieren. Er hat dem Gericht eine Bescheinigung seines Arbeitgebers vorgelegt, aus der hervorgeht, dass er im Betrieb als Kfz-Mechaniker tätig ist und für das Abschleppen bzw. Bergen von Kunden­fahr­zeugen verantwortlich ist. Auch müssten nach der Reparatur Überfüh­rungs­fahrten bzw. Probefahrten durchgeführt werden. Der Arbeitgeber gab darüber hinaus an, eine Kündigung in Erwägung zu ziehen, wenn dem Angestellten das Fahrverbot auferlegt wird.

Gericht hält Bescheinigung des Arbeitgebers für Gefäl­lig­keits­be­schei­nigung

Nach Auffassung des Gerichts reichte diese Bescheinigung nicht aus, um einen besonderen Härtefall feststellen zu können. Nach gefestigter oberge­richt­licher Rechtsprechung liege eine erhebliche Härte nicht schon dann vor, wenn mit einem Fahrverbot berufliche oder auch private Nachteile verbunden sind oder der Betroffene beruflich in besonderem Maß auf die Fahrerlaubnis angewiesen ist. Denn berufliche Nachteile, auch schwerwiegender Art, seien mit einem Fahrverbot nicht nur in Ausnahmefällen, sondern sehr häufig verbunden. Es sei nicht davon auszugehen, dass eine Kündigung hier arbeits­rechtlich Bestand haben könnte. "Selbst bei einem Berufs­kraft­fahrer wäre bei Verhängung eines einmonatigen Fahrverbots eine Kündigung nur dann möglich, wenn es ohne diesen zu einer existenz­ge­fähr­denden Notlage des Arbeitgebers käme. Hiervon ist jedoch der vorliegende Fall weit entfernt. Eine Kündigung des seit fast zwanzig Jahren im Betrieb beschäftigten Betroffenen wegen des Fahrverbots erscheint arbeits­rechtlich völlig ausgeschlossen. Außerdem erscheint das Schreiben für das Gericht eher als Gefäl­lig­keits­be­schei­nigung, zumal lediglich davon gesprochen wird, dass eine Kündigung in Erwägung gezogen würde", so das Gericht.

Quelle: ra-online, Amtsgericht München (pm/pt)

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