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Dokument-Nr. 10302

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Verwaltungsgericht Mainz Beschluss08.09.2010

Erhöhter Ricingehalt in Düngemittel – Vertrieb zu Recht untersagtAmtlichen Proben belegen einen um ein Vielfaches über dem als unbedenklich anzusehenden Höchstwert an Ricin

Die Aufsichts- und Dienst­leis­tungs­di­rektion (ADD) in Trier hat einer rheinland-pfälzischen Firma unter Anordnung des Sofortvollzugs zu Recht untersagt, 211 Tonnen des Düngemittels Rizinusschrot wegen eines bedenklichen Ricingehaltes in den Verkehr zu bringen. Dies entschied das Verwal­tungs­gericht Trier.

Im zugrunde liegenden Fall wurde die Aufsichts- und Dienst­leis­tungs­di­rektion (ADD) darüber informiert, dass eine rheinland-pfälzische Firma (Antragstellerin) gepressten Rizinusschrot als Düngemittel in Verkehr bringt, der eine bedenkliche Menge an Ricin enthält. Dies beruhte auf einer Meldung des Robert-Koch-Instituts, das auf Veranlassung der Antragstellerin Proben deren Rizinusschrots untersucht und dabei einen Ricingehalt deutlich über dem wissen­schaftlich anerkannten Grenzwert festgestellt hatte.

Verdacht des Zusammenhangs zwischen Todesfälle von Hunden und Aufbringung von Rizinusschrot als Dünger

Rizinusschrot enthält in unter­schied­lichen Mengen das Pflanzengift Ricin, das zu den stärksten Giften biologischer Herkunft gehört. Da es kein Gegenmittel gibt, können Ricin­ver­gif­tungen nur symptomatisch behandelt werden. Es besteht der Verdacht, dass Todesfälle von Hunden in früheren Jahren im Zusammenhang mit der Aufbringung von Rizinusschrot als Dünger stehen.

ADD untersagt Vertrieb von Rizinusschrot

Die ADD zog in der Folge bei der Antragstellerin weitere Proben von unbehandeltem und wärme­be­han­deltem Rizinusschrot, bei deren Untersuchung durch das Robert-Koch-Institut sich erneut Ricingehalte über dem Grenzwert ergaben. Daraufhin untersagte die ADD der Antragstellerin, den Schrot in den Verkehr zu bringen und ordnete den Sofortvollzug dieser Verfügung an.

Behörde hat Ergebnisse angeblich an Hand absoluter Grenzwerte und nicht im Rahmen von Tierversuchen an Ratten ermittelt

Mit dem Antrag, den Sofortvollzug auszusetzen, wandte sich die Antragstellerin an das Verwal­tungs­gericht Mainz. Die Behörde dürfe nicht an Hand absoluter Grenzwerte, sondern nur im Rahmen von Tierversuchen an Ratten ermitteln, ob Rizinusschrot einen bedenklichen Ricingehalt aufweist. Sie habe ihr Material in einem Labor in Thailand im Tierversuch testen lassen; bei keinem der Versuchstiere seien toxische Wirkungen aufgetreten.

Behörde darf zur Abwendung von Gefahren für Mensch und Tier jede wissen­schaftlich gesicherte Erkenntnis heranziehen

Die Richter des Verwal­tungs­ge­richts Mainz haben den Antrag abgelehnt. Das behördliche Verbot sei rechtens, befanden sie. Die Analyse der amtlichen Proben habe einen Ricingehalt ergeben, der um ein Vielfaches über dem auf gesicherten wissen­schaft­lichen Erkenntnissen beruhenden, als unbedenklich anzusehenden Höchstwert liege. Angesichts ihrer Aufgabe, Gefahren für Mensch und Tier durch das Inver­kehr­bringen von Düngemitteln abzuwenden, dürfe die Behörde jede wissen­schaftlich gesicherte Erkenntnis heranziehen, auf deren Grundlage die Unbedenk­lichkeit von Rizinusschrot bezüglich seines Ricingehaltes geklärt werden könne. Wenn wie hier der Ricingehalt auf diese Weise geklärt sei, komme eine diesbezügliche Überprüfung durch Versuche an Ratten nicht mehr in Frage. Hiervon abgesehen sei bezüglich der in Thailand durchgeführten Versuche an Ratten zu sehen, dass der dort getestete Rizinusschrot nach den vorgelegten Unterlagen nicht eindeutig der Antragstellerin zugeordnet werden könne.

Quelle: Verwaltungsgericht Mainz/ra-online

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