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Verwaltungsgericht Koblenz Urteil04.06.2013

Soldat haftet nicht auf Schadensersatz nach Autounfall mit einem DienstfahrzeugUnfall beim Überholmanöver wurde nicht grob fahrlässig verursacht

Die Bundeswehr kann von einem Soldaten nur dann Schadensersatz nach einem Unfall mit einem Dienst­fahr­zeugen verlangen, wenn der Unfall von ihm grob fahrlässig verursacht wurde. Dies geht aus einer Entscheidung des Verwal­tungs­ge­richts Koblenz hervor.

Der Kläger des zugrunde liegenden Streitfalls, ein Hauptmann, war im Frühjahr 2011 in Afghanistan eingesetzt. Am 6. April 2011 befuhr er in Mazar-e-Sharif gegen 10.10 Uhr Ortszeit mit seinem Dienstfahrzeug die Flughafenstraße im Camp Marmal. Nach der Campordnung gelten 20 km/h. Auf Höhe einer abzweigenden Einfahrt kam es zu einem Verkehrsunfall mit einem von einem Oberfeldwebel geführten Fahrzeug. Der Hauptmann befand sich im Überholvorgang, als das vor ihm fahrende Fahrzeug links abbiegen wollte. Bei der Unfallaufnahme wurde eine Bremsspur des vom Kläger geführten Fahrzeugs von 13,30 m festgestellt. Aufgrund dessen kam man zu der Einschätzung, dass der Hauptmann mit mindestens 40 km/h unterwegs gewesen sein müsse. Daraufhin forderte die Bundeswehr von dem Hauptmann mit Leistungs­be­scheid die Erstattung des an beiden Fahrzeugen entstandenen Schadens, der auf 2.114,70 Euro beziffert wurde. Hiergegen erhob der Hauptmann nach erfolglosem Beschwer­de­ver­fahren Klage.

Hauptmann hätte nicht mit unvermitteltem Linksabbiegen des zu überholenden Fahrzeugs rechnen müssen

Die Klage hatte vor dem Verwal­tungs­gericht Koblenz Erfolg. Der Bescheid, so die Richter, sei rechtswidrig. Schadensersatz könne die Bundeswehr nur dann verlangen, wenn der Hauptmann den Unfall grob fahrlässig verursacht hätte. Dies sei nicht der Fall. Dem Kläger sei zwar vorzuwerfen, bei seinem Überholvorgang die zulässige Höchst­ge­schwin­digkeit um (mindestens) 20 km/h überschritten zu haben. Allerdings sei ein Überholen nicht verboten gewesen. Auch sei es keine fernliegende Überlegung, die Geschwindigkeit während eines Überhol­vor­ganges kurzfristig über das erlaubte Maß hinaus zu erhöhen, um den Überholvorgang und die damit verbundene erhöhte Gefähr­dungs­si­tuation möglichst schnell abzuschließen. Dieses Handlungsmotiv nehme der Pflicht­ver­letzung zwar nicht ihre Rechts­wid­rigkeit, rechtfertige für sich genommen aber noch nicht die Annahme einer groben Fahrlässigkeit. Auch die übrigen Umstände gäben hierfür nichts her. Die Straßen­ver­hältnisse hätten ohne weiteres einen Überholvorgang erlaubt. Der Hauptmann habe auch nicht mit einem unvermittelten Linksabbiegen des zu überholenden Fahrzeugs rechnen müssen. Das Gericht teile vielmehr die Ansicht der mit den Verhältnissen am Einsatzort vertrauten Vorgesetzten des Hauptmanns. Nach deren Einschätzung habe es sich bei dem Schadensfall um einen Unfall gehandelt, der im Lagerbetrieb täglich vorkommen könne.

Quelle: Verwaltungsgericht Koblenz/ra-online

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