21.11.2024
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Dokument-Nr. 29163

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Beschluss04.09.2020Verwaltungsgericht BerlinVG 11 L 205/20
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Verwaltungsgericht Berlin Beschluss04.09.2020

Eilantrag gegen sog. Pop-up-Radwege im Berliner Stadtgebiet erfolgreichVoraussetzungen zur Einrichtung acht verschiedener temporärer Radfahrstreifen lagen nicht vor

Die Voraussetzungen zur Einrichtung acht verschiedener temporärer Radfahrstreifen (sog. Pop-up-Radwege) im Berliner Stadtgebiet lagen nicht vor. Das hat das Verwal­tungs­gericht Berlin in einem Eilverfahren entschieden.

Im zeitlichen Zusammenhang mit der SARS-CoV-2-Pandemie ordnete die Senats­ver­waltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz (im Folgenden: Senats­ver­waltung) in Berlin die Einrichtung von Pop-up-Radfahrstreifen an. Zur Begründung gab sie im Wesentlichen an, in der Pandemie sei es erforderlich, die systemrelevante Mobilität zu gewährleisten. Ein Großteil der Berliner verfüge über kein Auto und in öffentlichen Verkehrsmitteln sei der Mindestabstand kaum einzuhalten. Das rechtfertige es, beschleunigt und ggf. provisorisch Radwege zu schaffen. Diese seien geeignet, die Sicherheit und Ordnung des Straßenverkehrs zu verbessern.

Antragsteller meint, dass er für die Pop-up-Radwege keine Rechtsgrundlage gibt

Hiergegen wendet sich der Antragsteller mit Klage und Eilantrag. Er meint, die Radwege entbehrten einer Rechtsgrundlage. Auch hätte es einer Teileinziehung der Straßen bedurft, die fehle. Zudem dürften Radwege innerhalb geschlossener Ortschaften nur außerhalb von Fahrbahnen errichtet werden. Verkehrsfremde Erwägungen wie die Pandemie könnten zur Begründung nicht herangezogen werden. Eine konkrete Gefahrenlage, die Voraussetzung für Fahrradwege sei, sei durch die Senats­ver­waltung nicht dargelegt worden.

Pop-up-Radwege müssen entfernt werden

Die 11. Kammer hat dem Eilantrag stattgegeben und den Antragsgegner verpflichtet, die entsprechende Beschilderung zu entfernen. Denn es bestünden ernstliche Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Radwe­gein­richtung. Zwar könne die Senats­ver­waltung befristete Radwege einrichten, ohne dass es einer straßen­recht­lichen Teileinziehung bedürfe. Unbedenklich sei ebenso, dass der Radfahrstreifen auf der zuvor durch den Autoverkehr genutzten Fahrbahn liege und die Radwege nur befristet eingerichtet seien. Allerdings dürften Radwege nur dort angeordnet werden, wo Verkehrs­si­cherheit, Verkehrs­be­lastung und/oder der Verkehrsablauf ganz konkret auf eine Gefahrenlage hinwiesen und die Anordnung damit zwingend erforderlich sei.

Gefahrenlage für Anordnung von Radweg nicht dargelegt

Eine solche Gefahrenlage habe der Antragsgegner nicht dargelegt, sondern sei fälschlich davon ausgegangen, er müsse eine Gefahrenlage nicht begründen. Tatsachen, die auf eine konkrete Gefahr für den Radverkehr auf den betroffenen Straße­n­ab­schnitten hindeuteten, ließen sich der Begründung zur Anordnung nicht entnehmen. Insbesondere könne die Pandemie nicht zum Anlass der Anordnungen genommen werden, da es sich dabei nicht um verkehrs­be­zogene Erwägungen handele. Die weitere Begründung der Senats­ver­waltung bleibe ohne konkrete Belege und gehe über allgemeine, an einer Vielzahl von Straßenzügen gültige Situa­ti­o­ns­be­schrei­bungen nicht hinaus.

Quelle: Verwaltungsgericht Berlin, ra-online (pm/pt)

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