21.11.2024
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Dokument-Nr. 10569

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Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg Beschluss11.11.2010

Staats­an­walt­schaft muss Presse Auskunft über die Begleitumstände des Todes der Jugendrichterin Kirsten Heisig gebenRecht der Hinterbliebenen steht einer Berich­t­er­stattung nicht entgegen, solange das Andenken der Verstorbenen nicht belastet wird

Die genauen Umstände des Todes von Kirsten Heisig dürfen nicht länger unter Verschluss gehalten werden. Die Presse hat einen Anspruch auf Auskunft über die objektiven Begleitumstände des Todes der Berliner Jugendrichterin Kirsten Heisig. Dies hat das Oberver­wal­tungs­gericht Berlin-Brandenburg entschieden.

Das Oberver­wal­tungs­gericht hat den General­staats­anwalt in Berlin im Wege einer Eilentscheidung verpflichtet, dem Journalisten Gerhard Wisnewski Auskunft zu erteilen über die Todesursache und den Todeszeitpunkt von Frau Heisig, den Fundort und die Auffin­de­si­tuation der Leiche, darüber, welche Fakten eine Fremd­ver­ur­sachung des Todes ausschließen und welche objektiven Anhaltspunkte für ein planvolles Vorgehen von Frau Heisig in Bezug auf ihren eigenen Tod sprechen. Nicht erfasst sind dagegen etwaige Erkenntnisse über Hintergründe und Motive einer Selbsttötung.

Legitimes öffentliches Interesse an Informationen

Zur Begründung hat der Senat ausgeführt, Frau Heisig sei aufgrund ihres beruflichen, rechts­po­li­tischen und publizistischen Engagements bundesweit bekannt gewesen. Es bestehe ein legitimes öffentliches Interesse an Informationen über ihren - jedenfalls für die Öffentlichkeit unerwarteten - Tod, zumal die Frage eines Zusammenhangs zwischen ihrem Tod und ihrer Tätigkeit im Raum stehe.

Auskünfte können nicht mit dem Hinweis auf schutzwürdige Interessen der Verstorbenen oder ihrer Hinterbliebenen verweigert werden

Die erbetenen Auskünfte könnten nicht mit dem Hinweis auf schutzwürdige Interessen der Verstorbenen oder ihrer Hinterbliebenen verweigert werden. Zwar wirke der Schutz der Persönlichkeit auch über den Tod hinaus und verbiete insbesondere eine unwahre oder herabsetzende Berich­t­er­stattung, wobei im Falle einer Selbsttötung eine besondere Zurückhaltung der Presse erforderlich sei.

Journalist möchte Auskünfte über die objektiven Umstände des Todes

Vorliegend gehe es dem Antragsteller jedoch nicht darum, die näheren Umstände und Hintergründe eines Selbstmordes darzustellen, sondern um Auskünfte über die objektiven Umstände des Todes, um die Bewertung als Selbsttötung überhaupt nachvollziehen zu können. Auch das Recht der Hinterbliebenen, in ihrer Trauer um die Verstorbene respektiert zu werden, stehe einer Berich­t­er­stattung über die objektiven Todesumstände nicht entgegen, solange das Andenken an die Verstorbene nicht belastet und die familiären Umstände nicht thematisiert würden.

Quelle: Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg/ ra-online

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