21.11.2024
21.11.2024  
Sie sehen eine Figur, die einen Mann darstellt, der mit einem Fernglas in der Hecke sitzt.

Dokument-Nr. 8077

Drucken
Urteil09.02.2009Oberlandesgericht Stuttgart10 U 146/08
Vorinstanz:
  • Landgericht Stuttgart, Urteil18.06.2008, 18 O 505/07
ergänzende Informationen

Oberlandesgericht Stuttgart Urteil09.02.2009

Wohnungs­ei­gentümer kann Unterlassung von störenden Sonnen­licht­re­fle­xionen vom Dachfenster des Nachbarn verlangenEigen­tums­s­törung durch Sonnenlicht vom Nachbarn

Starke, länger andauernde und damit nicht mehr zumutbare Sonnen­licht­re­fle­xionen muss der Nutzer einer Wohnung auf seiner Terrasse und in seinem Wohn- und Esszimmer nicht hinnehmen, wenn der Störer, der für die licht­re­flek­tierende bauliche Anlage verantwortlich ist, nicht darlegt und ggf. beweist, dass die Licht­re­fle­xionen mit zumutbaren Mitteln nicht ausgeschlossen oder auf ein zumutbares Maß reduziert werden können. Dies hat das Oberlan­des­gericht Stuttgart entschieden.

Im zugrunde liegenden Fall wurden die Eigentümer einer Wohnung immer wieder durch Reflexionen der Sonne vom Nachbarhaus geblendet. Besonders stark traten diese Blendwirkungen auf der Terrasse und Wohnzimmer des Eigentümers auf. Diesen Zustand wollten sie nicht länger hinnehmen und klagten auf Unterlassung vor dem Oberlan­des­gericht Stuttgart.

Abwehranspruch aus § 1004 BGB

Die Richter gaben ihnen Recht und verurteilten den Nachbarn die unzumutbaren Blendungen durch Reflexionen von Sonnenlicht durch das Oberlicht künftig zu vermeiden. Dieser Anspruch ergebe sich aus § 1004 BGB i.V.m. §§ 906 Abs. 1, 903 BGB.

Eigen­tums­s­törung durch Licht­re­fle­xionen

Auf Grundlage eines Gutachtens stellten sie fest, dass durch die vom Nachbargebäude verursachte Refle­xi­ons­wirkung des Sonnenlichtes eine Eigentumsstörung vorliege. Die Einwirkung des Sonnenlichts sei hier kein Naturereignis, sondern entstehe durch eine störende Ablenkung des Lichts und habe ihre Ursache in der besonderen Gestalt des Oberlichts am Nachbargebäude. Während Naturein­wir­kungen allein keine Zustandshaftung begründen, sei hier aber ein Abwehranspruch aus § 1004 BGB gegeben. Die von dem reflektierten Sonnenlicht verursachte Störung auf der Terrasse und in der Wohnung des Eigentümers sei eine wesentliche Beein­träch­tigung und insbesondere in den frühen Abendstunden müsse eine solche Einschränkung der Nutzbarkeit der Wohnung nicht hingenommen werden. Dem könne der Nachbar nicht entgegenhalten, dass die Lichtreflexe nur bei Sonnenschein und nur zu bestimmen Tageszeiten auftreten würden. Auch kurzfristige Lichtreflexe störten den ungehinderten Gebrauch der Wohnung, führte das Gericht aus.

Nachbar ist verantwortlich für die störenden Licht­re­fle­xionen

Da der Störer, der für die licht­re­flek­tierende bauliche Anlage verantwortlich sei, nicht darlegt und ggf. bewiesen habe, dass die Licht­re­fle­xionen mit zumutbaren Mitteln ausgeschlossen oder auf ein zumutbares Maß hätten reduziert werden können, habe dieser die vom Oberlicht des Gebäudes ausgehenden Blendwirkungen künftig zu verhindern. Verblieben nach den Besei­ti­gungs­maß­nahmen ggf. noch Reflexionen mit geringer Lichtintensität, könnten diese Einwirkungen für den Gestörten zumutbar und damit hinzunehmen sein.

Sachverständige schlägt Maßnahmen vor

Der Sachverständige führte aus, dass durch eine nachträgliche Oberflä­chen­be­handlung des Glaselements dessen gerichtete Reflexion in eine streuende Reflexion umgewandelt werden könne, so dass die Refle­xi­ons­leucht­dichte auf das Zumutbare reduziert werden könne. Dies könne durch außen angebrachte, matt reflektierende streuend licht­durch­lässige Materialien wie zum Beispiel ein Rollo erreicht werden.

Quelle: ra-online (pt)

der Leitsatz

Starke, länger andauernde und damit nicht mehr zumutbare Sonnen­licht­re­fle­xionen muss der Nutzer einer Wohnung auf seiner Terrasse und in seinem Wohn- und Esszimmer nicht hinnehmen, wenn der Störer, der für die licht­re­flek­tierende bauliche Anlage verantwortlich ist, nicht darlegt und ggf. beweist, dass die Licht­re­fle­xionen mit zumutbaren Mitteln nicht ausgeschlossen oder auf ein zumutbares Maß reduziert werden können.

Nicht gefunden, was Sie gesucht haben?

Urteile sind im Originaltext meist sehr umfangreich und kompliziert formuliert. Damit sie auch für Nichtjuristen verständlich werden, fasst urteile.news alle Entscheidungen auf die wesentlichen Kernaussagen zusammen. Wenn Sie den vollständigen Urteilstext benötigen, können Sie diesen beim jeweiligen Gericht anfordern.

Wenn Sie einen Link auf diese Entscheidung setzen möchten, empfehlen wir Ihnen folgende Adresse zu verwenden: https://urteile.news/Urteil8077

Bitte beachten Sie, dass im Gegensatz zum Verlinken für das Kopieren einzelner Inhalte eine explizite Genehmigung der ra-online GmbH erforderlich ist.

Die Redaktion von urteile.news arbeitet mit größter Sorgfalt bei der Zusammenstellung von interessanten Urteilsmeldungen. Dennoch kann keine Gewähr für Richtigkeit und Vollständigkeit der über uns verbreiteten Inhalte gegeben werden. Insbesondere kann urteile.news nicht die Rechtsberatung durch eine Rechtsanwältin oder einen Rechtsanwalt in einem konkreten Fall ersetzen.

Bei technischen Problemen kontaktieren Sie uns bitte über dieses Formular.

VILI