21.11.2024
21.11.2024  
Sie sehen eine abgedunkelte Fassade von mehreren Hochhäusern, auf der ein Schutzschild leuchtet.

Dokument-Nr. 5357

Drucken
Urteil17.01.2001Oberlandesgericht Oldenburg2 U 300/00
passende Fundstellen in der Fachliteratur:
  • NVersZ 2002, 89Neue Zeitschrift für Versicherung und Recht (NVersZ), Jahrgang: 2002, Seite: 89
  • r+s 2002, 74Zeitschrift: recht und schaden (r+s), Jahrgang: 2002, Seite: 74
  • VersR 2002, 753Zeitschrift für Versicherungsrecht, Haftungs- und Schadensrecht (VersR), Jahrgang: 2002, Seite: 753
Für Details Fundstelle bitte Anklicken!
ergänzende Informationen

Oberlandesgericht Oldenburg Urteil17.01.2001

OLG Oldenburg zur Frage der groben Fahrlässigkeit beim Entzünden von Adventslichtern im HochsommerWenn ein trockener Adventskranz im Juni brennt ...

Wer im Sommer die Kerzen auf dem Adventsgesteck vom Vorjahr entzündet, handelt, wenn er nicht größtmögliche Sorgfalt walten lässt, grob fahrlässig. Dies hat das Oberlan­des­gericht Oldenburg entschieden.

Im zugrunde liegenden Fall klagte ein Mann gegen seine Feuer­ver­si­cherung wegen eines Wohnungsbrands. Es war ein Schaden von 35.000 DM entstanden. Der Mann hatte im Juni 1998 eine Kerze in einem Adventsgesteck angezündet. Der Versicherung gegenüber behauptete er, dass er die Kerze ausgepustet hatte, bevor er den Raum verlassen hatte. Es müsse ein Stück des Dochts in die Zweige geraten sein. Der glimmende Docht habe durch den Luftzug beim Öffnen der Tür den Brand hervorgerufen. Die Versicherung war dagegen der Auffassung der Kläger habe die Kerze vor dem Verlassen des Raumes nicht gelöscht. Zuerst hatte der Kläger gegenüber seiner Versicherung angegeben, er wisse nicht genau, ob der die Kerze gelöscht habe.

Das Oberlan­des­gericht Oldenburg hat die Klage abgewiesen. Die Versicherung müsse gem. § 61 VVG den Schaden nicht regulieren, weil der Kläger grob fahrlässig gehandelt habe.

Ein Sachver­ständiger hatte ausgeführt, dass sich Zweige und Zapfen entflammt hätten. Dabei würden ätherische Öle frei, die ohne Weiteres vom Tisch auf das direkt daneben stehende Sofa überspringen könnten. So sei es zu dem Schwelbrand gekommen.

Die Oberlan­des­richter hielten die Handlungsweise des Mannes für unverzeihlich. Seine Behauptung, er habe, als er abends seine Wohnung verlassen habe, nicht bemerkt, dass noch eine Kerze gebrannt habe, er könne dies weder bestätigen noch ausschließen, für sich genommen sei er sich sicher gewesen, dass er beim Verlassen der Wohnung "die Kerze" gelöscht gehabt habe, reiche nicht aus, sein Verhalten in einem milderen Licht zu sehen. Denn er habe mit der Entzündung von Kerzen in einem Tannengesteck, das er von seiner Freundin zu Weihnachten geschenkt bekommen hatte und das er noch nahezu ein halbes Jahr später - regelmäßig - benutzte, eine Quelle potentiell höchster Gefahr geschaffen.

Kerze hätte überhaupt nicht mehr angezündet werden dürfen

Unentschieden bleiben kann, ob sich ihm hätte aufdrängen müssen, dass wegen der zwischen­zeitlich stark ausgetrockneten Zweige und Tannenzapfen die Kerzen in diesem Gesteck überhaupt nicht mehr hätten angesteckt werden dürfen. Denn er konnte jedenfalls die inzwischen entstandene Gefah­ren­si­tuation allenfalls beherrschen, indem er mit größtmöglicher Sorgfalt sicherstellte, dass, als er seine Wohnung verließ, von dem Gesteck kein Gefahr mehr ausgehen konnte.

Aus der Tatsache, dass er unmittelbar nach dem Brandschaden nicht einmal sicher wusste, ob er die Kerzen des Gestecks gelöscht hatte oder nicht, lasse sich schließen, dass er nicht die von ihm hier zu fordernde größtmögliche Sorgfalt, die ein voll konzentriertes Verhalten wegen der in der Schale brennenden Kerzen verlangt hätte, hat walten lassen. Anhaltspunkte dafür, dass er dieses hohe Maß an Sorgfalt aus ihm nicht vorwerfbaren Gründen in dem der Situation gerecht werdenden, notwendigen Maß nicht hat aufbringen können, etwa weil er im entscheidenden Moment aus hinnehmbaren Gründen kurzfristig abgelenkt gewesen wäre, seien nicht ersichtlich.

Quelle: ra-online

der Leitsatz

Kommt es zu einem Versi­che­rungsfall in der Feuer­ver­si­cherung, weil der Versi­che­rungs­nehmer im Hochsommer beim Verlassen der Wohnung für längere Zeit die Kerzen in einem seit einem halben Jahr von ihm regelmäßig genutzten Adventsgesteck aus Tannenzweigen und Tannenzapfen in einer Tonschale nicht löscht mit der Folge, daß durch herun­ter­brennende Kerzen Teile des Gestecks entflammt werden und aus der Tonschale auf ein in unmittelbarer Nähe stehendes Sofa springen, so handelt der Versi­che­rungs­nehmer auch in subjektiver Hinsicht grob fahrlässig im Sinn von § 61 VVG.

Nicht gefunden, was Sie gesucht haben?

Urteile sind im Originaltext meist sehr umfangreich und kompliziert formuliert. Damit sie auch für Nichtjuristen verständlich werden, fasst urteile.news alle Entscheidungen auf die wesentlichen Kernaussagen zusammen. Wenn Sie den vollständigen Urteilstext benötigen, können Sie diesen beim jeweiligen Gericht anfordern.

Wenn Sie einen Link auf diese Entscheidung setzen möchten, empfehlen wir Ihnen folgende Adresse zu verwenden: https://urteile.news/Urteil5357

Bitte beachten Sie, dass im Gegensatz zum Verlinken für das Kopieren einzelner Inhalte eine explizite Genehmigung der ra-online GmbH erforderlich ist.

Die Redaktion von urteile.news arbeitet mit größter Sorgfalt bei der Zusammenstellung von interessanten Urteilsmeldungen. Dennoch kann keine Gewähr für Richtigkeit und Vollständigkeit der über uns verbreiteten Inhalte gegeben werden. Insbesondere kann urteile.news nicht die Rechtsberatung durch eine Rechtsanwältin oder einen Rechtsanwalt in einem konkreten Fall ersetzen.

Bei technischen Problemen kontaktieren Sie uns bitte über dieses Formular.

VILI