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- Amtsgericht Varel, Beschluss29.09.2020, 2 F 29/20 VKH
Oberlandesgericht Oldenburg Beschluss19.11.2020
Verfahrenskostenhilfe darf nicht wegen fehlender Mitwirkung zur Begutachtung der Erziehungsfähigkeit aufgehoben werdenVKH-Aufhebung begründet Besorgnis der Befangenheit des Richters
Die Verfahrenskostenhilfe eines Elternteils kann nicht aufgehoben werden, weil das Elternteil sich einer Begutachtung seiner Erziehungsfähigkeit verweigert. Kommt es zur Aufhebung, kann der Richter wegen Besorgnis der Befangenheit abgelehnt werden. Dies hat das Oberlandesgericht Oldenburg entschieden.
Dem Fall lag folgender Sachverhalt zugrunde: Im Rahmen eines Sorgerechtsverfahrens vor dem Amtsgericht Varel im Jahr 2020 sollte die Erziehungsfähigkeit des Kindesvaters begutachtet werden. Dieser verweigerte sich dem aber. Der Richter nahm dies zum Anlass, die zuvor bewilligte Verfahrenskostenhilfe nachträglich wieder aufzuheben. Der Kindesvater hielt dies für unzulässig. Zudem ging er davon aus, dass der Richter befangen sei und lehnte ihn daher ab. Das Amtsgericht lehnte den Befangenheitsantrag ab. Dagegen richtete sich die sofortige Beschwerde des Kindesvaters.
Keine Pflicht zur Begutachtung der Erziehungsfähigkeit
Das Oberlandesgericht Oldenburg entschied zu Gunsten des Kindesvaters. Es sei zu beachten, dass niemand gezwungen werden dürfe, sich zur Frage der Erziehungsfähigkeit begutachten zu lassen. Denn dies betreffe das allgemeine Persönlichkeitsrecht des Betroffenen. Würde seine Weigerung als missbilligendes Verhalten gewertet, welches Nachteile nach sich zöge, läge in dieser Würdigung ein ungerechtfertigter Eingriff in das Persönlichkeitsrecht des Betroffenen.
VKH-Aufhebung begründet Misstrauen gegen Unparteilichkeit des Richters
Daher erweise sich die Verknüpfung von unterbliebener Mitwirkung an der Begutachtung und Aufhebung der Verfahrenskostenhilfe als derart verfahrensfehlerhaft, so das Oberlandesgericht weiter, dass der Kindesvater den Eindruck gewinnen musste, dass sich der abgelehnte Richter leichtfertig über seine grundrechtlich geschützte Portion hinwegsetzt. Dies sei geeignet, Misstrauen gegen die Unparteilichkeit des Richter zu begründen.
© urteile.news (ra-online GmbH), Berlin 05.03.2021
Quelle: Oberlandesgericht Oldenburg, ra-online (vt/rb)
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