Dokument-Nr. 11228
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Oberlandesgericht Hamburg Urteil05.10.1999
Beim Tanzen aus dem Fenster gefallen: Mann trägt alleinige Schuld, wenn er Partnerin ohne zu fragen auf die Tanzfläche ziehtWer Tanzpartnerin nicht um Zustimmung bittet, haftet für Unfallschäden
Das Hanseatische Oberlandesgericht Hamburg bestätigte die Klage einer Frau, die ohne gefragt zu werden von einem Mann auf die Tanzfläche gezogen worden war und sich dabei verletzt hatte. Für die Richter stand fest, dass sich der Unfall nicht während eines gemeinsamen Tanzes ereignet hatte. Vielmehr habe der Beklagte die Klägerin, ohne sie zu fragen schwungvoll auf die Tanzfläche gezogen, wobei sie gemeinsam mit diesem im Verlauf dieses Bewegungsablaufes aus dem Fenster gestürzt sei.
Der Beklagte war während einer Abendveranstaltung auf die Klägerin zugestürzt und mit ihr auf die Tanzfläche gerannt. Dabei machte er mehrere große Sätze bzw. Sprünge. Dabei verlor er das Gleichgewicht und fiel rückwärts aus dem geöffneten Fenster, wobei er die Klägerin mit sich zog. Der ganze Vorgang spielte sich innerhalb weniger Sekunden ab. Die Klägerin hatte keine Möglichkeit, einen Widerspruch gegen das Tanzen zum Ausdruck zu bringen, da alles viel zu schnell ging.
Aufgeforderter Tanzpartner muss ausreichend Zeit haben, über Tanzaufforderung zu entscheiden
Das Gericht konstatierte, dass die Klägerin nicht in den von dem Beklagten gewünschten gemeinsamen Tanz eingewilligt habe. Von einer derartigen Einwilligung wäre erst dann auszugehen, wenn ihr eine ausreichende Frist zur Verfügung gestanden hätte, über die Bitte des Beklagten zu entscheiden und gegebenenfalls unter Wahrung der gesellschaftlichen Üblichkeiten ihre Ablehnung zum Ausdruck zu bringen.
Beschränkte Haftung für Unfallschäden nur bei gemeinsamem Tanz
Eine derartige, wenn auch kurze Überlegungsfrist habe der Klägerin jedoch nicht zur Verfügung gestanden und damit also auch nicht die Möglichkeit, den Wunsch des Beklagten zurückzuweisen. Von einem gemeinsamen Tanz der Parteien und den sich hieraus ergebenden Haftungseinschränkungen könne daher nicht ausgegangen werden. Das Gericht verurteilte deshalb den Beklagten wegen der Verletzungen der Klägerin zur Zahlung eines Schmerzensgeldes in Höhe von 8.000 DM.
© urteile.news (ra-online GmbH), Berlin 04.04.2011
Quelle: ra-online, Oberlandesgericht Hamburg (vt/we)
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