14.11.2024
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Finanzgericht Rheinland-Pfalz Urteil14.07.2011

FG Rheinland-Pfalz: Keine Betrie­bs­ausgaben für LuxushandyAuch Zahnarzt braucht für Erreichbarkeit kein Luxushandy – "Normales" Mobiltelefon ausreichend

Ein Zahnarzt kann ein rund 5.200 Euro teures Luxushandy nicht als Betriebsausgabe in seiner Einkom­mens­steu­e­r­er­klärung absetzen. Ein hochwertiges Telefon eines Luxus­her­stellers mit Eigenschaften, die über die bloße Funkti­o­ns­fä­higkeit als Telefon hinausgehen, ist bei einem Zahnarzt nicht allein durch betriebliche Notwendigkeiten zu erklären und zudem unangemessen. Die entschied das Finanzgericht Rheinland-Pfalz.

Kläger im hiesigen Rechtsstreit ist ein Zahnarzt, der in seiner Einkom­men­steu­e­r­er­klärung 2007 eine zeitanteilige AfA (Absetzung für Abnutzung) in Höhe von 289 Euro für ein am 5. November 2007 zum Preis von 5.200 Euro gekauftes Handy (Abschrei­bungs­zeitraum 3 Jahre) als Betriebsausgaben der Zahnarztpraxis geltend gemacht hat (Berechnung: 5.200:36x2=289). Bei dem Handy handelt es sich um ein handgefertigtes, hochwertiges Telefon der Marke V, einem Hersteller von Luxus-Mobiltelefonen. Die Telefone dieses Herstellers sind nicht zuletzt durch die Verwendung von Edelmetallen wie Gold oder Platin und innovativen Werkstoffen wie Liquidmetallen, Diamanten, oder Keramik teurer als die Telefone anderer Hersteller.

Luxushandy für Geschäftserfolg nicht bedeutend

Bei einer Außenprüfung bewertete die Betrie­b­sprüferin die Anschaf­fungs­kosten des Mobiltelefons als unangemessen und versagte insoweit die Anerkennung als Betrie­bs­ausgaben; für den Geschäftserfolg eines Zahnarztes sei ein handge­ar­beitetes Handy nicht bedeutend. Zudem argumentierte das Finanzamt, ein "normales" Handy reiche aus, um die Erreichbarkeit eines Zahnarztes an 2-3 Bereit­schafts­wo­che­nenden im Jahr zu gewährleisten, es sei allenfalls ein einmaliger Pauschalbetrag in Höhe von 300 Euro bei den Betrie­bs­ausgaben anzusetzen.

Handy passe zur Ausstattung der Praxis

Die angestrengte Klage begründete der Kläger u.a. damit, dass er darauf geachtet habe, ein wider­stands­fähiges Handy zu erwerben, das er für ca. 10 Jahre und damit länger als günstigere Modelle nutzen könne; die Frage der Angemessenheit stelle sich nicht im Hinblick auf die Höhe des Anschaf­fungs­preises, sondern nur im Hinblick auf das angeschaffte Wirtschaftsgut. Auch habe das Handy einen besonders guten Empfang. Zudem sei die gesamte Ausstattung der Praxis sehr hochwertig, so dass das Handy nicht als unangemessen herausstechen würde.

FG: Handy ja - Luxushandy nein

Die Klage hatte jedoch keinen Erfolg. Das Finanzgericht Rheinland-Pfalz führte u.a. aus, bei Beantwortung der Frage, ob Aufwendungen, die die Lebensführung berühren, nach allgemeiner Verkehr­s­auf­fassung als unangemessen anzusehen seien, müsse - unter Beachtung der gesetzlichen Regelung des Einkom­men­steu­er­ge­setzes - auf die Anschauung breitester Bevöl­ke­rungs­kreise abgestellt werden. Die Anschauung breitester Bevöl­ke­rungs­kreise sei eine gerichts­be­kannte Tatsache. Eine betriebliche Veranlassung zur Anschaffung des Handys sei wegen der zahnärztlichen Bereit­schafts­dienste zwar unbestritten. Für die beruflichte Tätigkeit des Klägers hätte es allerdings ausgereicht, wenn er seine Erreichbarkeit an den 2-3 Bereit­schafts­wo­che­nenden durch ein gewöhnliches Mobilfunkgerät sicher gestellt hätte. Gründe dafür, dass ein Gerät mit einem besonders guten Empfang notwendig gewesen sei, seien nicht vorgetragen worden. Dass sich der Kläger zum Erwerb eines handgefertigten hochwertigen Telefons eines Luxus­her­stellers mit über die bloße Funkti­o­ns­fä­higkeit als Telefon hinausgehenden Eigenschaften entschieden habe, sei jedenfalls nicht allein durch betriebliche Notwendigkeiten zu erklären. Die Aufwendungen seien auch unangemessen. Sie berührten so stark die Lebensführung des Klägers, dass die betriebliche Veranlassung dabei vollständig zurück trete. Setze man den Preis für ein Mobiltelefon mit dem Beklagten zum - insoweit unbestrittenen - Preis von 300 Euro an, so ergäbe sich im Verhältnis zum streit­ge­gen­ständ­lichen Handy ein betrieblicher Veran­las­sungs­anteil von 5,8 %. Entsprechend der zu § 12 des Einkom­men­steu­er­ge­setzes nach der Rechtsprechung aufgestellten Grenze von 10 % sei dieser betriebliche Veran­las­sungs­anteil derart gering, dass er zu vernachlässigen sei. Eine Prüfung der Angemessenheit im Verhältnis zum Jahresumsatz des Klägers könne daher unterbleiben.

Mobiltelefon passe zur Ausstattung kein Grund - Handy kann nicht bei Behandlung helfen

Im Hinblick auf die vorgetragene hochwertige Praxis­ausstattung entfalte das Mobiltelefon keinen Beitrag zur Behandlung, es werde auch nicht im Vorfeld der Behandlung sichtbar. Soweit der Kläger auf eine zehnjährige Nutzungsdauer abstelle, sei darauf hinzuweisen, dass er in seiner Einkom­men­steu­e­r­er­klärung selbst von einer nur dreijährigen Nutzungsdauer ausgegangen sei, was der Nutzungsdauer normaler Geräte entspreche. Die vom Gericht vertretene Auffassung entspreche auch der Anschauung breitester Bevöl­ke­rungs­kreise. Aus deren Sicht sei es nicht nachvollziehbar, warum ein Zahnarzt ein Luxushandy zur Sicherstellung seiner Erreichbarkeit erwerben müsse, wo er dies auch zu einem wesentlich geringeren Preis erreichen könne.

Quelle: Finanzgericht Rheinland-Pfalz/ra-online

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