21.11.2024
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Dokument-Nr. 7550

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Gerichtshof der Europäischen Union Urteil05.03.2009

EU-Mitgliedsstaat darf Fernseh­ver­an­stalter verpflichten, einen Teil der Betrie­b­s­ein­nahmen in Filme der Landessprache zu investierenFilme in der Originalsprache einer der Amtssprachen des betreffenden Mitgliedstaats

Ein Mitgliedsstaat darf Fernseh­ver­an­stalter verpflichten, einen Teil ihrer Betrie­b­s­ein­nahmen auf die Finanzierung europäischer Spiel- und Fernsehfilme zu verwenden. Dies hat der Europäische Gerichtshof entschieden. Das nationale Recht kann auch einen Satz speziell zur Finanzierung von Werken vorsehen, deren Originalsprache eine der Amtssprachen des betreffenden Mitgliedstaats ist.

Nach den spanischen Rechts­vor­schriften zur Umsetzung der Fernseh­richtlinie (siehe unten) müssen Fernsehveranstalter 5 % ihrer Betriebseinnahmen eines Vorjahrs auf die Finanzierung der Produktion von europäischen Spiel-, Kurz- oder Fernsehfilmen verwenden. 60 % dieser Finanzierung sind auf die Produktion von Werken zu verwenden, deren Originalsprache eine der Amtssprachen Spaniens ist.

UTECA klagte

Die Unión de Televisiones Comerciales Asociadas (UTECA) erhob Klage beim Tribunal Supremo, mit der sie begehrt, dass die entsprechenden nationalen Rechts­vor­schriften wegen Verstoßes gegen das Gemein­schaftsrecht für unanwendbar erklärt werden.

EuGH wurde vom spanischen Gericht zur Vorab­ent­scheidung angerufen

Das Tribunal Supremo hat beschlossen, den Gerichtshof um Vorab­ent­scheidung zu ersuchen, um die Vereinbarkeit des spanischen Rechts mit der Fernseh­richtlinie und verschiedenen Bestimmungen des EG-Vertrags beurteilen zu können.

Der Gerichtshof erinnert daran, dass die Mitgliedstaaten ausführlichere oder strengere Regeln als die Richtlinie vorsehen können. Dabei sind jedoch die durch den Vertrag garantierten Grundfreiheiten zu beachten.

EuGH: Spanische Maßnahme beschränkt verschiedene Grundfreiheiten

Sodann stellt der Gerichtshof fest, dass die von Spanien getroffene Maßnahme, soweit sie einen Satz speziell zur Finanzierung von Werken vorsieht, deren Originalsprache eine der Amtssprachen dieses Mitgliedstaats ist, mit dem freien Dienst­leis­tungs­verkehr, der Nieder­las­sungs­freiheit, dem freien Kapitalverkehr und der Arbeit­neh­mer­frei­zü­gigkeit mehrere Grundfreiheiten beschränkt. Eine solche Beschränkung kann jedoch gerechtfertigt sein, wenn sie zwingenden Gründen des Allge­mein­in­teresses entspricht, geeignet ist, die Erreichung des mit ihr verfolgten Ziels zu gewährleisten, und nicht über das hinausgeht, was zur Erreichung dieses Ziels erforderlich ist.

Maßnahme dient dem Schutz der spanischen Vielspra­chigkeit

Hier ist der Gerichtshof der Ansicht, dass die kulturellen, im Schutz der spanischen Vielspra­chigkeit wurzelnden Gründe, auf die die fragliche Maßnahme gestützt ist, einen zwingenden Grund des Allge­mein­in­teresses darstellen. Da die Maßnahme eine Verpflichtung aufstellt, in Spiel- und Fernsehfilme zu investieren, deren Originalsprache eine der Amtssprachen des betreffenden Mitgliedstaats ist, erweist sie sich als geeignet, die Erreichung eines entsprechenden Ziels sicherzustellen. Außerdem geht eine solche Maßnahme nicht über das hinaus, was zur Erreichung des verfolgten Ziels erforderlich ist. Der Umstand, dass ein sprachliches Kriterium einen Vorteil für die von dieser Finanzierung profitierenden Unternehmen, die mehrheitlich Filmpro­duk­ti­o­ns­un­ter­nehmen aus diesem Mitgliedstaat sind, darstellen kann, kann für sich genommen kein Beleg dafür sein, dass die fragliche Maßnahme unver­hält­nismäßig ist, da sonst die Anerkennung des von einem Mitgliedstaat verfolgten Ziels, eine oder mehrere seiner Amtssprachen zu schützen oder zu fördern, als zwingender Grund des Allge­mein­in­teresses ihres Sinns entleert würde.

EuGH: Maßnahme ist mit Gemein­schaftsrecht vereinbar

Der Gerichtshof kommt zu dem Ergebnis, dass das Gemein­schaftsrecht einer Maßnahme eines Mitgliedstaats nicht entgegensteht, mit der Fernseh­ver­an­stalter verpflichtet werden, 5 % ihrer Betrie­b­s­ein­nahmen auf die Vorfinanzierung europäischer Spiel- und Fernsehfilme und davon wiederum 60 % auf Werke, deren Originalsprache eine der Amtssprachen dieses Mitgliedstaats ist, zu verwenden.

Zur Vereinbarkeit einer solchen Maßnahme mit den Vorschriften über staatliche Beihilfen stellt der Gerichtshof nach dem Hinweis auf die Voraussetzungen, die eine Finanzierung erfüllen muss, damit sie als staatliche Beihilfe gilt, fest, dass im vorliegenden Fall der Vorteil, den die fragliche Maßnahme der Filmindustrie verschafft, nicht unmittelbar vom Staat oder über eine von ihm benannte oder errichtete öffentliche oder private Einrichtung gewährt wird. Er resultiert nämlich aus einer allgemeinen Regelung, die für alle Fernseh­ver­an­stalter gilt, unabhängig davon, ob sie öffentlich-rechtlich oder privat sind. Außerdem ist, soweit die fragliche Maßnahme für öffentlich-rechtliche Fernseh­ver­an­stalter gilt, nicht ersichtlich, dass etwa der betreffende Vorteil von der Kontrolle der öffentlichen Stellen über solche Fernseh­ver­an­stalter oder diesen von den genannten Stellen erteilten Anweisungen abhängt. Deshalb stellen die in Rede stehenden Maßnahmen keine staatliche Beihilfe zugunsten der Filmindustrie dar.

Richtlinie 89/552/EWG

Richtlinie 89/552/EWG des Rates vom 3. Oktober 1989 zur Koordinierung bestimmter Rechts- und Verwal­tungs­vor­schriften der Mitgliedstaaten über die Ausübung der Fernsehtä­tigkeit (ABl. L 298, S. 23) in der durch die Richtlinie 97/36/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 30. Juni 1997 geänderten Fassung.

Quelle: ra-online, Pressemitteilung Nr. 18/09 des Europäischen Gerichtshofs vom 05.03.2009

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