15.11.2024
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Sie sehen vier Hände, die ineinander greifen.

Dokument-Nr. 22855

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Urteil05.07.2016BundessozialgerichtB 2 U 5/15 R
Vorinstanz:
  • Landessozialgericht Rheinland-Pfalz, Urteil27.01.2015, L 3 U 171/14
ergänzende Informationen

Bundessozialgericht Urteil05.07.2016

Kein Unfall­ver­si­che­rungs­schutz auf Wegen zur Nahrungs­aufnahme innerhalb der eigenen Wohnung für Beschäftigte in einem "home office"Vom häuslichen und persönlichen Lebensbereich ausgehendes Unfallrisiko ist dem Versicherten zuzurechnen

Liegt der Arbeitsplatz in der eigenen Wohnung und verletzt sich der Arbeitnehmer auf dem Weg zur Nahrungs­aufnahme innerhalb der Wohnung aus, so liegt hier kein Arbeitsunfall vor. Dies hat das Bundes­so­zi­al­gericht entschieden.

Im hier zugrun­de­lie­genden Rechtsstreit arbeitete die Klägerin aufgrund einer Dienst­ver­ein­barung mit ihrem Arbeitgeber in einem gesonderten Raum im Dachgeschoss ihrer Wohnung an einem Telea­r­beitsplatz. Sie verließ den Arbeitsraum, um sich in der Küche, die einen Stock tiefer lag, Wasser zu holen. Dabei rutschte sie auf der in das Erdgeschoss führenden Treppe aus und verletzte sich. Die beklagte Unfallkasse hat das Vorliegen eines Arbeitsunfalls verneint und das SG die Klage abgewiesen. Das LSG hat die Beklagte auf die Berufung der Klägerin hin verurteilt, einen Arbeitsunfall anzuerkennen.

Sturz im persönlichen Lebensbereich

Das Bundes­so­zi­al­gericht hat auf die Revision der Beklagten das erstin­sta­nzliche Urteil wieder hergestellt und entschieden, dass kein Arbeitsunfall vorlag. Die Klägerin befand sich zum Unfallzeitpunkt nicht auf einem Betriebsweg. Sie ist auf dem Weg von der Arbeitsstätte zur Küche und damit in den persönlichen Lebensbereich ausgerutscht. Diesen Weg hat sie nicht zurückgelegt, um ihre versicherte Beschäftigung auszuüben, sondern um Wasser zum Trinken zu holen. Damit ist sie einer typischen eigen­wirt­schaft­lichen, nicht versicherten Tätigkeit nachgegangen. Anders als Beschäftigte in Betriebsstätten außerhalb der eigenen Wohnung unterlag die Klägerin dabei keinen betrieblichen Vorgaben oder Zwängen. Zwar führt die arbeits­rechtliche Vereinbarung von Arbeit in einem sog. "home office" zu einer Verlagerung von den Unternehmen dienenden Verrichtungen in den häuslichen Bereich. Eine betrieblichen Interessen dienende Arbeit "zu Hause" nimmt einer Wohnung aber nicht den Charakter der privaten, nicht versicherten Lebenssphäre. Die der privaten Wohnung innewohnenden Risiken hat auch nicht der Arbeitgeber, sondern der Versicherte selbst zu verantworten. Den Trägern der gesetzlichen Unfallversicherung ist es außerhalb der Betriebsstätten ihrer Mitglieder (der Arbeitgeber) kaum möglich, präventive, gefah­ren­re­du­zierende Maßnahmen zu ergreifen. Daher ist es sachgerecht, das vom häuslichen und damit persönlichen Lebensbereich ausgehende Unfallrisiko den Versicherten und nicht der gesetzlichen Unfall­ver­si­cherung, mit der die Unter­neh­mer­haftung abgelöst werden soll, zuzurechnen.

Erläuterungen
Hinweis auf die Rechtslage

§ 8 Abs. 1 Satz 1 SGB VII:

Arbeitsunfälle sind Unfälle von Versicherten

infolge einer den Versi­che­rungs­schutz nach § 2 ...begründenden Tätigkeit (versicherte Tätigkeit).

§ 2 Abs. 1 Nr. 1 SGB VII:

Kraft Gesetzes sind versichert 1. Beschäftigte...

Quelle: Bundessozialgericht/ ra-online

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