18.10.2024
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Dokument-Nr. 2446

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Urteil24.05.2006BundessozialgerichtB 11a AL 7/05 R
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Bundessozialgericht Urteil24.05.2006

Abgetretenes Vermögen wird Arbeitslosen nicht angerechnetStille Abtretung muss bei Bedürf­tig­keits­prüfung beachtet werden

Der Kläger bezog seit Juli 1994 Arbeits­lo­senhilfe. 1998 erhielt das Arbeitsamt (jetzt: Agentur für Arbeit) Kenntnis von zwei auf den Namen des Klägers bzw seiner Ehefrau ausgestellten Sparkonten, die im Jahr 1994 ein Guthaben von ca 57.000 DM ausgewiesen hatten. Die Beklagte hob daraufhin die Arbeits­lo­senhilfe-Bewilligung rückwirkend auf und verlangte vom Kläger die Erstattung einer Überzahlung in Höhe von ca 19.000 DM.

Dem Vorbringen des Klägers, er und seine Ehefrau hätten die Sparkonten bereits 1993 ohne Offenlegung an die Bank an seinen Bruder übertragen, weil dieser den Lebensunterhalt der Familie von 1983 bis 1988 zum Teil finanziert habe, ist das Landes­so­zi­al­gericht nicht gefolgt. Es hat angenommen, die Vereinbarung einer stillen Zession könne ebenso wie die Vereinbarung einer verdeckten Treuhand nicht bewirken, dass auf den Namen des Arbeitslosen laufende Sparkonten nicht als Vermögen des Arbeitslosen behandelt würden. Der Kläger müsse sich am Rechtsschein der Konto­in­ha­ber­schaft festhalten lassen. Ob die behaupteten Vereinbarungen tatsächlich getroffen worden seien, könne offen bleiben.

Der 11a. Senat des Bundes­so­zi­al­ge­richts hat auf die Revision des Klägers das angefochtene Urteil aufgehoben und die Sache an das Landes­so­zi­al­gericht zurückverwiesen.

Entgegen der Rechtsmeinung des Landes­so­zi­al­ge­richts gibt es für einen Rechtsgrundsatz, der Arbeitslose müsse sich am Rechtsschein der Konto­in­ha­ber­schaft festhalten lassen und die Vereinbarung einer stillen Zession mit einem Dritten sei unbeachtlich, keine tragfähige rechtliche Grundlage. Ob und mit welchem Inhalt die vom Kläger behaupteten Vereinbarungen tatsächlich getroffen worden sind, kann deshalb nicht offen bleiben; das Landes­so­zi­al­gericht hat die Frage näher aufzuklären. Zu berücksichtigen ist dabei, dass die Beklagte zwar grundsätzlich die Beweislast trifft. Sollte sich jedoch nach Ausschöpfung der zur Verfügung stehenden Ermitt­lungs­mög­lich­keiten ergeben, dass Vorgänge nicht aufklärbar sind, die der Sphäre des Arbeitslosen zuzuordnen sind, geht dies zu dessen Lasten.

Quelle: ra-online, Pressemitteilung Nr. 18/06 des BSG vom 24.05.2006

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