Bundesgerichtshof Urteil29.01.2025
Kurze Verjährungszeit des § 548 Abs. 1 BGB beginnt auch bei nicht beendeten Mietverhältnis mit Einwurf sämtlicher Schlüssel in BriefkastenRückerhalt der Mietsache mit Schlüsselerhalt
Die kurze Verjährungszeit des § 548 Abs. 1 BGB beginnt mit dem Rückerhalt der Mietsache. Dies kann etwa dann der Fall sein, wenn der Mieter sämtliche Schlüssel in den Briefkasten des Vermieters einwirft. Dabei ist es unerheblich, dass das Mietverhältnis noch nicht beendet ist. Dies hat der Bundesgerichtshof entschieden.
In dem zugrunde liegenden Fall erhob der Vermieter von Gewerberäumen im August 2021 vor dem Landgericht Siegen Klage auf Zahlung von Schadensersatz gegen die Mieterin wegen behaupteter Schäden an der Mietsache. Die Mieterin hielt den Anspruch für verjährt. Sie verwies darauf, dass sie die Schlüssel zur Mietsache am 31.12.2020 in den Hausbriefkasten des Vermieters geworfen hatte. Die sechsmonatige Frist des § 548 Abs. 1 BGB sei damit nicht eingehalten worden. Der Vermieter sah dies anders und gab zu bedenken, dass das Mietverhältnis erst im Juni 2021 geendet habe und die Verjährungsfrist des § 548 Abs. 1 BGB nicht vor Beendigung des Mietverhältnisses beginnen könne.
Landgericht und Oberlandesgericht wiesen Schadensersatzklage ab
Sowohl das Landgericht Siegen als auch das Oberlandesgericht Hamm wiesen die Schadensersatzklage wegen Verjährung ab. Gegen diese Entscheidung richtete sich die Revision des Vermieters.
Bundesgerichtshof bejaht ebenfalls Verjährung des Schadensersatzanspruchs
Der Bundesgerichtshof bestätigte die Entscheidung der Vorinstanz. Der Schadensersatzanspruch des Vermieters sei gemäß § 548 Abs. 1 BGB verjährt. Für den Verjährungsbeginn sei der Rückerhalt der Mietsache maßgeblich. Dabei sei es unerheblich, dass das Mietverhältnis noch nicht beendet ist. Somit könne ein Anspruch im Sinne des § 548 Abs. 1 BGB bereits vor Beendigung des Mietverhältnisses verjähren. So liege der Fall hier. Mit dem Einwurf der Schlüssel in den Briefkasten habe der Vermieter die Mietsache zurückerhalten und der Lauf der Verjährungsfrist sei in Gang gesetzt worden. Mit dem Erhalt der Schlüssel habe die Mieterin keinen Zugang mehr zu den Mieträumen gehabt, während der Vermieter ungehinderten Zugriff und damit die Möglichkeit der ungestörten Untersuchung erhalten habe.
Vermieter ist ausreichend geschützt
Der Vermieter sei nach Ansicht des Bundesgerichtshofs auch ausreichend geschützt. Zwar beginne mit dem Rückerhalt der Mietsache die Verjährung und der Vermieter müsse zeitnah verjährungshemmende Maßnahmen ergreifen. Der Rückerhalt lasse aber weder etwaige Mietzahlungsansprüche entfallen noch schließe er Schadensersatzansprüche des Vermieters wegen Pflichtwidrigkeiten des Mieters vor Ende der Mietzeit aus.
© urteile.news (ra-online GmbH), Berlin 28.05.2025
Quelle: Bundesgerichtshof, ra-online (vt/rb)