15.11.2024
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Dokument-Nr. 3250

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Urteil26.10.2006BundesgerichtshofI ZR 33/04 und I ZR 97/04
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Bundesgerichtshof Urteil26.10.2006

Krombacher Brauerei darf mit Regen­wa­ld­projekt werbenBundes­ge­richtshof hebt Verbot der Werbung der Brauerei für das Regen­wa­ld­projekt auf

Die 2002 und 2003 auch im Fernsehen intensiv verbreitete Werbekampagne der Krombacher Brauerei, in denen die Brauerei den Kunden versprochen hatte, für den Kauf eines Kasten Bieres 1 Quadratmeter Regenwald unter Einschaltung des World Wide Fund for Nature (WWF) nachhaltig zu schützen, war nicht wettbe­wer­bs­widrig. Das hat der Bundes­ge­richtshof entschieden. Die Verknüpfung der Förderung des Umweltprojekts mit dem Warenabsatz ist grundsätzlich zulässig. Es besteht bei dieser Form der Werbung auch keine allgemeine Pflicht, über die Art und Weise der Unterstützung oder die Höhe der Zuwendung zu informieren.

Der u.a. für Wettbe­wer­bsrecht zuständige I. Zivilsenat des Bundes­ge­richtshofs hatte auf Klagen von Wettbe­wer­bs­ver­bänden über die wettbe­wer­bs­rechtliche Beurteilung von zwei in den Jahren 2002 und 2003 auch im Fernsehen intensiv verbreiteter Werbekampagnen zu entscheiden, in denen die Brauerei Krombacher den Kunden versprochen hatte, für den Kauf eines Kasten Bieres 1 Quadratmeter Regenwald unter Einschaltung des World Wide Fund for Nature (WWF) nachhaltig zu schützen. Die Kläger halten diese Werbung wegen mangelnder Transparenz für wettbe­wer­bs­widrig, da sie keine Information enthalte, in welcher Form der Schutz gewährleistet werde. Zudem sehen sie in den konkreten Fällen einen Verstoß gegen das Irrefüh­rungs­verbot, weil die Beklagte vermutlich nur einen geringen Betrag von wenigen Cent spenden würde, mit dem ein nachhaltiger Schutz kaum erreicht werden könne.

Das Landgericht und das Berufungs­gericht haben den auf Unterlassung gerichteten Klagen gegen die im Jahr 2002 erfolgte Werbung stattgegeben. Entsprechend hat das Landgericht auf die Klage gegen die vergleichbare Aktion im Jahr 2003 entschieden. Die Revision bzw. Sprungrevision der beklagten Brauerei hatten Erfolg und führten zur Aufhebung der angefochtenen Urteile und zur Zurück­ver­weisung der Sachen an die Instanzgerichte.

Der Bundes­ge­richtshof hat angenommen, dass die Verknüpfung der Förderung des Umweltprojekts mit dem Warenabsatz grundsätzlich zulässig sei. Es bestehe bei dieser Form der Werbung auch keine allgemeine Pflicht, über die Art und Weise der Unterstützung oder die Höhe der Zuwendung zu informieren. Der Gesetzgeber habe sich im Rahmen der UWG-Reform ausdrücklich gegen ein allgemeines Trans­pa­renzgebot entschieden. Die Verpflichtung zu aufklärenden Angaben könne daher – wie in den Fällen der Wertreklame – nur dann angenommen werden, wenn andernfalls die Gefahr einer unlauteren Beeinflussung des Verbrauchers durch Täuschung über den tatsächlichen Wert des Angebots, insbesondere über den Wert einer angebotenen Zusatzleistung gegeben sei. Dies sei vorliegend nicht der Fall. Soweit ein Unternehmer verspreche, ein bestimmtes Projekt zu unterstützen, bestehe der zusätzliche Kaufanreiz darin, dass der Verbraucher sich mit dem Kauf der Ware auch für das entsprechende Ziel engagieren könne. Wenn der Werbende nach Art und Umfang keine näher bestimmte Leistung versprochen habe, erwarte der Verbraucher deshalb nur, dass das werbende Unternehmen zeitnah überhaupt eine Sponso­rin­g­leistung erbringe und diese nicht so geringfügig sei, dass sie die werbliche Herausstellung nicht rechtfertige.

Die angegriffenen Werbemaßnahmen könnten daher nur unter dem Gesichtspunkt der irreführenden Werbung wettbe­wer­bs­widrig sein, wenn – wie von den Klägern behauptet - die beklagte Brauerei in ihrer Werbung zur Förderung des Regenwald-Projekts mehr versprochen als sie tatsächlich an Leistung erbracht habe und dadurch die berechtigten Erwartungen der Verbraucher in relevanter Weise enttäuscht worden seien. Da hierzu die Gerichte in den angefochtenen Entscheidungen keine bzw. keine ausreichenden Feststellungen getroffen hatten, wurden die Sachen an die Instanzgerichte zurückverwiesen.

Vorinstanzen:

OLG Hamm, Urteil vom 13. Januar 2004 – 4 U 112/03 -

LG Siegen, Urteil vom 22. August 2003 – 7 O 50/03 -

sowie:

LG Siegen, Urteil vom 21. Mai 2004 – 7 O 20/04 -

Quelle: ra-online, Pressemitteilung Nr. 147/06 des BGH vom 27.10.2006

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