21.11.2024
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Urteil26.08.2005Bundesgerichtshof2 StR 225/05
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Bundesgerichtshof Urteil26.08.2005

Verurteilung von Lutz Drach wegen Geldwäsche im Schuldspruch bestätigtBGH: Die Frage der Banden­zu­ge­hö­rigkeit muss neu verhandelt werden

Das Landgericht Aachen hat den Angeklagten Lutz Drach wegen Geldwäsche (§ 261 StGB) in drei Fällen zu einer Gesamt­frei­heits­strafe von fünf Jahren verurteilt. Der Angeklagte ist der Bruder des wegen Entführung von Prof. Dr. Jan-Philipp Reemtsma zu einer langjährigen Freiheitsstrafe verurteilten Thomas Drach.

Nach den Feststellungen wirkte der Angeklagte im Jahr 2000, als sein Bruder bereits inhaftiert war, daran mit, dass zwei mal drei Millionen Schweizer Franken aus dem erpressten Lösegeld durch den gesondert verfolgten St. von Deutschland nach Madrid gebracht wurden. Später wurde das Geld auf Veranlassung des gesondert verfolgten B. K. durch St. wieder nach Deutschland transportiert; schließlich verbrachte St. es im Auftrag des Angeklagten nach Lüttich, wo es einem unbekannten Mann übergeben wurde. Dieses Geld, wie auch der weitaus größte Teil der übrigen Beute aus der Tat des Thomas Drach, konnte bis heute nicht sichergestellt werden.

Das Landgericht hat die Taten zwar jeweils als unbenannten besonders schweren Fall der Geldwäsche gewertet, die als Regelbeispiele benannten Erschwe­rungs­gründe der gewerbsmäßigen und der bandenmäßigen Begehung aber verneint. Nach Auffassung des Landgerichts handelte der Angeklagte nur aus Gefälligkeit gegenüber seinem Bruder; ein entgeltliches Handeln hat das Gericht nicht zweifelsfrei feststellen können. Auch für die Zugehörigkeit des Angeklagten zu einer Bande, die sich zum fortgesetzten "Waschen" des verborgenen Lösegelds zusam­men­ge­schlossen hatte, lagen nach der Beweiswürdigung des Landgerichts nicht genügend Anhaltspunkte vor.

Auf die Revision der Staats­an­walt­schaft hat der 2. Strafsenat des Bundes­ge­richtshofs das Urteil im Strafausspruch aufgehoben und die Sache insoweit zu neuer Verhandlung und Entscheidung zurückverwiesen, weil das Landgericht das Vorliegen einer banden- und gewerbsmäßigen Begehung der Geldwäschetaten ohne ausreichende Sachver­halts­auf­klärung verneint hat. Indizien für eine gewerbsmäßige Begehung könnten ein Zugang des Angeklagten zumindest zu Teilen des Lösegelds und die Verwendung für eigene Zwecke sein.

Dass der Angeklagte eine solche Zugriffs­mög­lichkeit hatte, hatte der Zeuge H., ein ehemaliger Mithäftling des Thomas Drach, gegenüber einem Polizeibeamten ausgesagt. Das Landgericht hat in der Haupt­ver­handlung den Zeugen H. nicht vernommen, sondern sich mit der Vernehmung des Polizeibeamten begnügt; aufgrund dessen Aussage hat es die Angaben des Zeugen H. für "unzureichend" erachtet. In dieser Vorgehensweise sieht die Staats­an­walt­schaft zu Recht einen Verstoß gegen die gerichtliche Aufklä­rungs­pflicht. Dem Landgericht hätte sich aufdrängen müssen, den Zeugen in der Haupt­ver­handlung zu vernehmen, um sich einen persönlichen Eindruck von dessen Glaubwürdigkeit zu verschaffen.

Das Landgericht hat auch festgestellt, dass für den Angeklagten von Oktober 1998 bis Mitte 2001 insgesamt 58 Flüge zwischen Brasilien und Madrid oder Paris gebucht waren. Die notwendigen Aufwendungen für diese Flüge hätten im Widerspruch zu den Angaben des Angeklagten gestanden, er habe in dem fraglichen Zeitraum nur über geringe Mittel verfügt und in sehr bescheidenen Verhältnissen in einer brasilianischen Kleinstadt gelebt. Das Landgericht hat dies nicht feststellen können; zur Begründung hat es ausgeführt, es sei nicht bewiesen, dass der Angeklagte die gebuchten Flüge auch tatsächlich durchgeführt habe. Dies war, wie die Revision der Staats­an­walt­schaft zutreffend rügt, rechts­feh­lerhaft. Das Landgericht hätte anhand von Passagierlisten aufklären müssen, welche der gebuchten Flüge der Angeklagte tatsächlich wahrgenommen und wovon er sie bezahlt hat.

Die Strafkammer konnte auch nicht feststellen, dass der Angeklagte mit mindestens zwei weiteren Personen, nämlich seinem Bruder Thomas Drach und dessen Vertrautem B. K., die Geldwäsche als Mitglied einer Bande betrieben hat. Insoweit hat der Bundes­ge­richtshof erstmals entschieden, dass Mitglied einer solchen Bande auch eine Person sein kann, die Täter oder Teilnehmer der Vortat (hier: der schweren räuberischen Erpressung) war und deshalb selbst nicht nochmals wegen der Sicherung der Beute, also wegen Geldwäsche bestraft werden kann. Dieser gesetzliche Straf­aus­schlie­ßungsgrund betrifft nur den Vortäter persönlich; andere Mitglieder einer "Geldwä­scherbande" können hieraus für sich keine Vorteile ableiten.

Quelle: Pressemitteilung des Bundesgerichtshofs vom 26.08.2005 - bearbeitet von der ra-online Redaktion

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