15.11.2024
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Bundesfinanzhof Urteil21.04.2010

BFH: Doppelte Haushalts­führung setzt nicht zwingend das Tragen sämtlicher Kosten für zwei Haushalte vorausAuch ein alleinstehender Arbeitnehmer kann berufsbedingt einen doppelten Haushalt führen

Der bislang von den Finanzgerichten herangezogene Umstand, ob der Arbeitnehmer für die Kosten des Haushalts aufkommt, ist keine zwingende Voraussetzung für die Anerkennung einer doppelten Haushalts­führung. Dies hat der Bundesfinanzhof entschieden.

Im zugrunde liegenden Streitfall machte der ledige und nicht­selbst­ständig tätige Kläger geltend, am Arbeitsort eine 64 qm große Dreizim­mer­wohnung als Wohnung am Beschäf­ti­gungsort zu unterhalten und seinen Haupthausstand im Haus seiner Eltern zu führen. Dort hatte er im Dachgeschoss einen Schlafraum und einen Wohnraum mit einer Fläche von insgesamt 45 qm für sich, nutzte aber Küche, Bad und WC gemeinsam mit seinen Eltern. Der Kläger machte die Aufwendungen für die Dreizim­mer­wohnung als Kosten der doppelten Haushalts­führung zunächst erfolglos einkom­men­steu­erlich geltend. Das Finanzgericht wies die Klage ab, weil der Kläger bei seinen Eltern keinen eigenen Hausstand unterhalten habe. Insbesondere habe er nicht nachweisen können, dass er sich dort finanziell am Unterhalt des Hausstands beteilige, was jedoch Voraussetzung für die Annahme eines eigenen Hausstandes sei.

BFH hebt Vorentscheidung des Finanzgerichts auf

Der Bundesfinanzhof hob die Vorentscheidung auf und verwies das Verfahren an das Finanzgericht zurück. Grundsätzlich könne auch ein alleinstehender Arbeitnehmer neben seinem Haupthausstand einen weiteren Haushalt berufsbedingt am Beschäf­ti­gungsort unterhalten, also einen doppelten Haushalt führen. Nutze der Arbeitnehmer eine Wohnung unentgeltlich, müsse sorgfältig geprüft werden, ob die Wohnung als eine eigene oder als die des Überlassenden, z. B. der Eltern, zu behandeln sei. Im Rahmen dieser Prüfung sei der Umstand, ob der Arbeitnehmer für die Kosten des Haushalts aufkomme, zwar ein besonders gewichtiges Indiz für das Unterhalten eines eigenen Haushalts aber keine zwingende Voraussetzung. Das Finanzgericht wird nun den Sachverhalt im zweiten Rechtsgang unter Beachtung dieser Rechts­grundsätze zu würdigen haben.

Quelle: Bundesfinanzhof/ ra-online

der Leitsatz

Die Frage, ob ein alleinstehender Arbeitnehmer einen eigenen Hausstand i.S. des § 9 Abs. 1 Satz 3 Nr. 5 Satz 2 EStG unterhält, entscheidet sich unter Einbeziehung und Gewichtung aller tatsächlichen Verhältnisse im Rahmen einer den Finanzgerichten als Tatsa­chen­instanz obliegenden Gesamtwürdigung. Dabei ist der Umstand, ob der Arbeitnehmer für die Kosten des Haushalts aufkommt, zwar ein besonders gewichtiges Indiz, aber keine zwingende Voraussetzung im Sinne einer conditio sine qua non.

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