14.11.2024
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Sie sehen ein Justizia-Figur und im Hintergrund einen Mann am Telefon.

Dokument-Nr. 4417

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Urteil19.06.2007Bundesarbeitsgericht2 AZR 94/06
Vorinstanz:
  • Landesarbeitsgericht Düsseldorf, Urteil16.11.2005, 1 (11) Sa 900/05
ergänzende Informationen

Bundesarbeitsgericht Urteil19.06.2007

Bundes­a­r­beits­gericht stärkt Kündi­gungs­schutz schwer­be­hin­derter Arbeitnehmer

Nach § 85 SGB IX bedarf die Kündigung des Arbeit­ver­hält­nisses eines schwer­be­hin­derten Menschen durch den Arbeitgeber der vorherigen Zustimmung des Integra­ti­o­nsamts. Dies gilt nach § 90 Abs. 1 Nr. 1 SGB IX nicht, wenn das Arbeits­ver­hältnis zum Zeitpunkt des Zugangs der Kündi­gungs­er­klärung ohne Unterbrechung noch nicht länger als sechs Monate bestanden hat. Wird allerdings das Arbeits­ver­hältnis allein auf Veranlassung des Arbeitgebers für einen verhältnismäßig kurzen Zeitraum unterbrochen, so kann sich der Arbeitgeber je nach den Umständen auf die von ihm selbst gesetzte Ursache der Unterbrechung des Arbeits­ver­hält­nisses nicht berufen. Zeiten eines früheren Arbeits­ver­hält­nisses mit demselben Arbeitgeber sind dann anzurechnen, wenn das neue Arbeits­ver­hältnis in einem engen sachlichen Zusammenhang mit dem früheren Arbeits­ver­hältnis steht. Ob dies der Fall ist, beurteilt sich insbesondere nach dem Anlass und der Dauer der Unterbrechung sowie der Art der Weiter­be­schäf­tigung.

Die schwer­be­hinderte Klägerin, die eine Ausbildung für das Lehramt für Sonderpädagogik absolviert hat, war zunächst auf Grund eines befristeten Arbeitsvertrags vom 10. Februar 2004 mit 18 Pflichtstunden bis zum Beginn der Sommerferien am 21. Juli 2004 an einer Schule für Lernbehinderte eingesetzt. Zu Beginn des neuen Schuljahrs am 6. September 2004 schlossen die Parteien einen unbefristeten Vertrag über die Beschäftigung der Klägerin als Lehrerin an öffentlichen Sonderschulen mit 27,5 Pflichtstunden. Der Einsatz der Klägerin erfolgte an einer Schule für geistig Behinderte in einem anderen Schulamtsbezirk. Mit Schreiben vom 25. Februar 2005 kündigte das beklagte Land, ohne zuvor die Zustimmung des Integra­ti­o­nsamts eingeholt zu haben, das Arbeits­ver­hältnis zum 31. Mai 2005.

Die Vorinstanzen haben der Klage stattgegeben. Die Revision des beklagten Landes blieb erfolglos. Die Annahme eines engen sachlichen Zusammenhangs zwischen beiden Arbeits­ver­hält­nissen scheitert nicht daran, dass das beklagte Land die Klägerin während der Schulferien nicht beschäftigt hat und der Einsatz an verschiedenen Schulen in verschiedenen Schul­amts­be­zirken erfolgt ist. Auch im Übrigen hält sich die Bewertung der tatsächlichen Umstände durch das Landes­a­r­beits­gericht im Bewer­tungs­spielraum der Tatsa­chen­instanz.

Quelle: ra-online, Pressemitteilung Nr. 46/07 des BAG vom 19.06.2007

der Leitsatz

Auf die Wartezeit sowohl nach § 1 Abs. 1 KSchG als auch nach § 90 Abs. 1 Nr. 1 SGB IX sind Zeiten eines früheren Arbeits­ver­hält­nisses mit demselben Arbeitgeber anzurechnen, wenn das neue Arbeits­ver­hältnis in einem engen sachlichen Zusammenhang mit dem früheren Arbeits­ver­hältnis steht (BAG 20. August 1998 - 2 AZR 76/98 - AP KSchG 1969 § 1 Wartezeit Nr. 9 = EzA KSchG § 1 Nr. 49 und - 2 AZR 83/98 - BAGE 89, 307). Hiervon ist regelmäßig auszugehen, wenn das Arbeits­ver­hältnis lediglich deshalb rechtlich unterbrochen ist, weil sich der Arbeitgeber (Land) bei einem Arbeitnehmer (Lehrer) dazu entschlossen hat, das Arbeits­ver­hältnis während der Zeit, in der keine Arbeitsleistung anfällt (Schulferien), nicht fortzuführen.

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