18.10.2024
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Dokument-Nr. 5098

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Amtsgericht München Urteil12.06.2007

Keine Zahlungspflicht bei Täuschung über GesprächspreiseVorsicht bei Mehrwert­dien­st­an­geboten

Macht ein Netzbetreiber die Vergütung für die Nutzung von Mehrwert­dien­st­an­geboten Dritter als eigene Forderungen geltend, muss er sich Täuschungs­hand­lungen des Mehrwert­dien­st­an­bieters entgegenhalten lassen. Dies hat das Amtsgericht München entschieden.

Der spätere Beklagte schloss mit einem Netzbetreiber einen Vertrag über die Erbringung von Telekom­mu­ni­ka­ti­o­ns­dienst­leis­tungen. Dabei wurde vereinbart, dass auch die Vergütungen für die Nutzung von Mehrwert­dien­st­an­gebote eines Dritten, die über den Telefo­n­an­schluss in Anspruch genommen werden, über diesen Netzbetreiber abgerechnet werden. Dabei wurde der Mehrwert­dien­st­an­bieter genau benannt, wie sich allerdings später herausstellte, war dieser unter dieser Firmierung gar nicht existent, sondern hatte seinen Sitz im Ausland.

Für den Zeitraum Juli 2004 bis November 2004 wurden dem Beklagten schließlich über 4000 Euro in Rechnung gestellt. Davon erkannte der Beklagte 811 Euro an. Den Rest weigerte er sich zu bezahlen. Er habe lediglich an einem Tag die Dienste des Mehrwert­dien­st­an­bieters in Anspruch genommen. Bei seinem ersten Anruf habe man ihm mitgeteilt, dass der Minutenpreis 19 Cent betragen würde. Nachdem er anschließend allerdings mitbekommen habe, dass ihm tatsächlich 2 Euro pro Minute berechnet worden seien, hätte er dort angerufen, um die Rechnung überprüfen zu lassen. Sämtliche Telefonate ab diesem Zeitpunkt hätten ausschließlich dem Zweck gedient, eine Rechnungs­stor­nierung zu erreichen. Ihm sei dabei durchgehend vorgespiegelt worden, kostenlos mit der Techni­k­ab­teilung und teilweise auch mit Technikern des Netzbetreibers verbunden gewesen zu sein. Alle Telefonate seien als kostenlos dargestellt worden. Er sei zu immer neuen Anrufen aufgefordert worden, um einen „Datendownload“ zu ermöglichen, der Voraussetzung für eine Rechnungs­stor­nierung sei. Der Netzbetreiber trat seine behauptete Forderung an ein Inkas­so­un­ter­nehmen ab. Dieses ging zum Amtsgericht München.

Die zuständige Richterin am Amtsgericht München gab dem Telefonkunden Recht:

Zwar sei es möglich, dass der Netzbetreiber in seinem Vertrag vereinbare, auch die Vergütung für die Leistungen Dritter als eigene Forderungen einzutreiben. Allerdings müsse er sich dann die Handlungen des Dritten auch zurechnen lassen. Hier stand für die Richterin nach durchgeführter Beweisaufnahme fest, dass der Mehrwert­dien­st­an­bieter, der im Vorfeld schon über seinen eigentlichen Namen und Firmensitz täuschte, den Telefonkunden betrogen habe. So sei ihm im ersten Telefonat ein falscher Preis vorgespiegelt worden, bei den späteren Telefonaten sei Kostenfreiheit zugesichert gewesen. Man habe ihn mit falschen Angaben zu immer weiteren Telefonaten animiert, über deren Sinn und Ansprechpartner er stetig getäuscht wurde. Das ganze Verhalten habe nur dazu gedient, viele und teure Telefonate zu erhalten. Für ein solches Verhalten könne kein Entgelt verlangt werden.

Quelle: ra-online, Pressemitteilung des AG München vom 05.11.2007

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